TOYEN arbeitete in den 1920ern und 30ern in Prag und Paris, stets im engen Kontakt zur surrealistischen Avantgarde. In ihren Anfangsjahren prägte sie den Poetismus, eine Kunstrichtung, die nur in der Tschechoslowakei zu finden war. TOYENs frühe Arbeiten in Paris fielen vor allem durch von Humor bestimmte erotische Motive auf, später erkundete sie das Begehren in Verbindung mit Gewalt und Tod und befasste sich mit Traumwelten. Sie war stets an internationalen Ausstellungen der Surrealisten beteiligt – als Frau blieb sie dabei sowohl in den Prager als auch in den Pariser Surrealistenkreisen um Jindřich Štyrský und Jindřich Heisler beziehungsweise André Breton, Salvador Dalí und Man Ray eine Ausnahmeerscheinung. Diese »Zuschreibung« versuchte sie schon früh mit dem geschlechtsneutralen Pseudonym TOYEN, abgeleitet vom französischen »citoyen« (Bürger), zu umgehen.
TOYEN – Grenzgängerin wird mit umfassender Ausstellung gewürdigt
Marie Čermínová (1902-1980), genannt TOYEN, ist eine der wenigen Frauen, die sich im Künstlerkreis der Surrealisten behaupten konnte. Eine einzigartige Zusammenstellung der Werke dieser vergessenen Pionierin ist vom 24. September 2021 bis 13. Februar 2022 in der Hamburger Kunsthalle zu sehen.
Auktionsergebnisse der letzten Jahre zu TOYENs Arbeiten
Nach dem 2. Weltkrieg ließ sie sich auch infolge der Machtübernahme der Kommunisten in der Tschechoslowakei endgültig in Paris nieder. TOYEN suchte den kreativen Dialog mit der nachfolgenden Künstlergeneration und erlebte, wie im Informel einige ihrer experimentellen Maltechniken aus den 1920er Jahren aufgegriffen und weiterentwickelt wurden, insbesondere ihr von Emotionen geleitetes Malen und ihre porösen, rissigen Farbstrukturen. Ab den 1960er Jahren geriet sie jedoch weitgehend in Vergessenheit, sie starb 1980 in Paris.
Heute besonders aktuell sind TOYENs künstlerische Bearbeitungen der Themen Freiheit, Identität und gesellschaftliche Grenzen. Für die Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle wurden über 200 Gemälde, Zeichnungen, Collagen sowie bisher unbekannte Briefe und Fotografien zusammengestellt. Zu den Leihgebern gehören neben großen europäischen Museen auch französische und tschechische Privatsammler, die erstmals ihre Arbeiten TOYENs öffentlich zugänglich machen.
In dem zur Ausstellung erscheinenden Katalog finden sich die aktuellen Forschungsergebnisse zum Werdegang einer außergewöhnlichen Künstlerin der Moderne. TOYEN, die außerhalb Tschechiens sogar in Fachkreisen kaum bekannt ist, scheint nun die verdiente Rezeption zu erhalten.
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»The 80s: Photographing Britain«
Es war eines der bewegendsten Jahrzehnte in der Geschichte des Vereinigten Königreichs: die 1980er, geprägt von Streiks, Protesten, AIDS. Fotografinnen und Fotografen dokumentierten diese Zeit und wurden durch ihre Bilder zum Teil selbst zu politischen Aktivisten. Die Ausstellung The 80s: Photographing Britain eröffnet am 21. November in der Tate Britain in London.
Auf den Spuren der Poesie im urbanen Raum
Im Umfeld der funktionalen Architektur urbaner Räume findet Guido Klumpe die Motive, die er mit seiner Kamera als Poesie des Profanen inszeniert. Seine malerischen Bilder entfalten mit einer reduzierten Formsprache eine opulente Wirkung und zeigen uns die Schönheit des Moments im Fluss des Alltags.