Green New Deal für die Kunst

Welche kreativen Ideen gibt es im Kunstbetrieb für Nachhaltigkeit und Klimaschutz?

Während sich Künstler und Künstlerinnen in ihren Werken schon seit Jahren mit dem Thema Klimawandel auseinandersetzen, war es um den Kunstbetrieb als solchen lange Zeit still. Mit der Coronakrise sind nun Probleme zutage getreten, deren Lösungen sich auch positiv auf die Klimakrise auswirken können.

von Luwi Funke, 13. September 2021

Was hat das Berliner Humboldt Forum mit den rund 6.500 Einwohnern und Einwohnerinnen der Innenstadt von Frankfurt am Main gemeinsam? Den Energieverbrauch. Auf der Website des Museums- und Veranstaltungsgebäudes findet sich ein Interview mit Thomas Herrmann, dem Leiter des Facility Managements, der angibt, die für das Humboldt Forum benötigte Wärme- und Kälteleistung würde für ca. 1.500 bis 2.000 Einfamilienhäuser ausreichen – das entspricht im Schnitt 6.000 bis 8.000 Personen. Ziemlich viel Energie für einen einzelnen Gebäudekomplex. Und auch der jährliche Energieverbrauch der Neuen Nationalgalerie in Berlin betrug zumindest vor ihrer Sanierung 12.5 Millionen kWh, umgerechnet macht das etwa einen Verbrauch von rund 2.500 Einfamilienhäusern. Zahlen, die die Vermutung nahelegen, dass sich Kunst- und Kultureinrichtungen mit ihrer Klimabilanz bisher nur sehr bedingt auseinandergesetzt haben. Doch warum benötigen manche Kunstbetriebe überhaupt die Energie einer ganzen Kleinstadt und was sagt das über ihren ökologischen Fußabdruck aus?

Der massive ökologische Fußabdruck im Kunstgewerbe

Kunstwerke sind sensible Geschöpfe und stellen hohe Ansprüche an das Raumklima. Für ihren optimalen Erhalt sehen internationale Richtlinien ein konstantes Raumklima vor: Im Sommer wie im Winter werden stetig 20°C bei einer gleichbleibenden Luftfeuchtigkeit um 50 % vorgeschrieben. Das erklärt den hohen Energieverbrauch und damit auch die schlechte Klimabilanz vieler moderner Kunstinstitutionen: Um die vorgeschriebene Klimakurve halten zu können, laufen Heiz-, Lüftungs- und Klimaanlagen rund um die Uhr, hinzu kommt zusätzlicher Stromverbrauch u. a. durch Beleuchtungen. Dabei noch gar nicht berücksichtigt ist die sogenannte graue Energie kultureller Einrichtungen. Hierbei handelt es sich um die während Herstellung, Lagerung und Transport erzeugte Energie. So tragen Abfallmanagement, der Auf-, Ab- und Umbau von Ausstellungen und das verwendete Material in Museen, Galerien und auf Messen sowie Transporte und Leihgaben maßgeblich zum ökologischen Fußabdruck bei. Vor allem die Kunstwerkleihgaben werden für Ausstellungen immer wieder aufs Neue verpackt und per Land-, Wasser- oder Luftverkehr international verschickt. Während der Messehochzeiten sowie im Rahmen von Wanderausstellungen sind viele Kunstwerke innerhalb des Jahres so die meiste Zeit unterwegs. Der Aufwand für Erhalt und Sicherung der Werke kommt noch hinzu. Doch nicht nur die Kunst: Auch Kuratoren, Kuratorinnen und Angestellte der Kulturbetriebe bereisen den Globus, besuchen Ausstellungen und pflegen Kontakte zu Kunstschaffenden – ganz zu schweigen von dem Kulturtourismus, der bis zum Beginn der Coronapandemie 2020 bereits enorme Ausmaße annahm.

»Unsere Gebäude verbrauchen 26.000 Tonnen CO₂ im Jahr, 260.000 Tonnen werden dagegen von unseren anreisenden Besuchern verursacht.«

In einem Artikel aus der Süddeutschen Zeitung vom Juli 2020 wird Frances Morris, die Direktorin der Londoner Tate Gallery of Modern Art, zitiert: »Unsere Gebäude verbrauchen 26.000 Tonnen CO₂ im Jahr, 260.000 Tonnen werden dagegen von unseren anreisenden Besuchern verursacht.« Es ist ein Paradox: Kunstliebende reisten um die Welt, um Kunst und Kultur in Einrichtungen oder auf Messen bestaunen zu können und Kulturjournalisten sowie -journalistinnen reisten hinterher, um von der aktuellen documenta oder der neuen Ausstellung im MoMA zu berichten und gleichzeitig ging der goldene Löwe der 58. Biennale in Venedig 2019 an drei Künstlerinnen aus Litauen für ihre Performance-Oper Sun & Sea (Marina), deren Themen Klimawandel, Artensterben und ökologische Katastrophen sind. Und während sich die Gäste auf der Ausstellung die verschiedenen Werke ansehen, die sich mit den Veränderungen des Klimas und dessen negativen Folgen für die Umwelt befassen, tragen ihre Kunstreisen sowie die Produktion der Veranstaltung selbst erheblich zu den Auswirkungen bei, die sie verständig auf den später prämierten Exponaten betrachten.

Wiederverwendungszentren und ein E-Werk als umweltbewusste Vorreiter

Dabei ist es durchaus möglich, auch im Kunstbetrieb selbst umweltbewusster zu handeln: Um in erster Linie Bildungseinrichtungen und Kunstschaffende, aber auch Messen oder Ausstellungen nachhaltig zu unterstützen, wurde von Corinna Vosse 2006 in Berlin das erste Wiederverwendungszentrum Deutschlands mitbegründet. Beim gemeinnützigen Verein Kunst-Stoffe – Zentralstelle für wiederverwendbare Materialien e.V. werden nicht mehr benötigte Materialien abgegeben oder können auf Wunsch vom Verein abgeholt werden, um sie anderen günstig für Kunstwerke, Designobjekte, Bühnenbilder, Dekorationen u. v. m. zur Verfügung zu stellen. Die Idee des Netzwerks mit dem Hauptziel, Abfall zu sparen und Ressourcen zu schonen sowie ein Kompetenzzentrum nachhaltiger Kulturentwicklung zu formen, ging auf: Was in kleinen Berliner Garagen begann, erstreckt sich heute über zwei Materiallager, eine Offene Werkstatt für Holzarbeiten, eine Metallwerkstatt für Lastenradbau und zwei sogenannte Repair Cafés. Mittlerweile gibt es in Deutschland ähnliche Anbieter wie beispielsweise die Material Mafia, ein soziales Unternehmen ebenfalls in Berlin, das Reststoffe u. a. von Messen, Ausstellungen und der Kreativbranche der Wiederverwendung zugänglich macht, oder die Hanseatische Materialverwaltung, ein gemeinnütziger Fundus mit Standort in Hamburg, welcher u. a. Bühnenbilder, Requisiten, Materialien, Stühle und Tische verleiht und verkauft.

Dass es zudem auch anders geht als Museen und Ausstellungen mit dem Energieverbrauch einer Kleinstadt zu betreiben, beweist das E-Werk, 30 Minuten von Berlin entfernt, in der tatsächlichen Kleinstadt Luckenwalde: 1913 als Kohlekraftwerk gebaut, produzierte es bis zu seiner Einstellung 1989 Energie aus Kohle. 2017 von Performance Electrics übernommen, verwandelte der gemeinnützige Energieversorger das E-Werk in ein Zentrum für erneuerbare Energien und zeitgenössische Kunst. Das Gebäude mit seinen vier Etagen, der großen Außenfläche und insgesamt über 10.000 m² wird dabei komplett durch den dort erzeugten regenerativen Kunststrom betrieben. Dasselbe gilt auch für das vierteljährliche Programm für zeitgenössische Kunst, welches im E-Werk angeboten wird. Anfang des Jahres lief eine Kickstarter-Kampagne mit dem Ziel, die preisgekrönte Performance-Oper Sun & Sea (Marina) im E-Werk Luckenwalde erstmals mit 100 % CO₂-neutralem Kunststrom, Wärme sowie Licht zu zeigen und auch dem Team nachhaltige Reisemöglichkeiten anzubieten. Zwar wurde durch die anreisenden Zuschauer und Zuschauerinnen, die die Vorstellung anlockte, ebenfalls CO₂ produziert, aber dennoch: Die Kampagne war erfolgreich und die auf der Biennale ausgezeichnete Oper wurde im E-Werk Mitte Juli zum ersten Mal 100 % CO₂-neutral präsentiert.

E-Werk in Luckenwalde von oben
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E-Werk in Luckenwalde von oben, 2019
Turbinenhalle vom E-Werk Luckenwalde
Copyright of E-WERK Luckenwalde and Ben Westoby
Turbinenhalle vom E-Werk Luckenwalde, 2019

Fehlende Daten erschweren den Wandel in Richtung Nachhaltigkeit

Nun hat nicht jede Einrichtung ein Wiederverwendungszentrum um die Ecke oder kann auf die Schnelle ihren eigenen Kunststrom erzeugen, doch es gibt zahlreiche weitere Ansätze im Kunstbetreib, die den ökologischen Wandel ins Auge gefasst haben, wie etwa »das grüne Museum«. Dabei handelt es sich um eine Veranstaltungsreihe, die sich mit Themen wie Effizienz und Nachhaltigkeit in Museen und anderen historischen Gebäuden befasst. Wenn man sich verbessern möchte, hilft es oft, dafür zunächst einmal zu wissen, wo man steht. Das gilt auch für das Wissen um den Umfang an erzeugter grauer Energie in Kunstbetrieben.

Viele kulturelle Einrichtungen verfügen gar nicht über die Daten, die ihre eigene Ökobilanz betreffen.

Doch hier scheitert es schon weitestgehend: Viele kulturelle Einrichtungen verfügen gar nicht über die Daten, die ihre eigene Ökobilanz betreffen. Das Kunstmagazin ART startete im vergangenen Jahr eine Umfrage rund um das Thema graue Energie im Kunstbetrieb. Weltweit nahmen um die 70 Institutionen an der Befragung teil, darunter Museen, Museumsverbünde, Sammlungen und fünf Biennalen mit dem ernüchternden Ergebnis, dass keiner der Teilnehmenden seine genaue Ökobilanz kennt. Nur sechs Institutionen konnten präzise Angaben zu ihrem jährlichen Plastikverbrach machen, 15 verfügten über genaue Zahlen zum Flugaufkommen von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen sowie der Kunstwerke. Durch die Begleitgespräche zur Umfrage kommt das ART Magazin zu dem Schluss, dass der Großteil der Institutionen um seine Versäumnisse weiß und Veränderungen anstrebt. Die bezögen sich zu großen Teilen jedoch vorerst auf technische Lösungen wie etwa stromsparende Lampen und einen optimierten Klimabetrieb.

Eine Taskforce für den Green New Deal

Während der Fokus in puncto Nachhaltigkeit bei einigen also vor allem auf Materialien und Technik liegt, fordern andere, darunter auch in Deutschland immer mehr Kunstbetriebe, weitere umfassende Änderungen. Ein Großteil der deutschen Museen steht unter staatlicher oder kommunaler Verwaltung und wird häufig von öffentlichen Vereinen oder Stiftungen geführt. Daher liegt die Verantwortung auch in der Kulturpolitik, auf deren finanzielle Unterstützung die Institutionen angewiesen sind, um sich klimapolitisch entsprechend aufstellen zu können. Auch deshalb wandten sich renommierte Direktoren und Direktorinnen, Künstler und Künstlerinnen sowie Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen im November 2019 in einem offenen Brief an Monika Grütters (CDU), die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien. Die insgesamt 26 Personen aus dem Kunstbetrieb fordern eine Taskforce, »die sich einzig den klimapolitischen Herausforderungen in Museen und anderen öffentlichen Ausstellungshäusern widmet sowie zwischen Länder- und Bundesebene sowie zwischen Ministerien und Museen vermittelt. Sie sollte die Museen beraten, gemeinsam mit ihnen konkrete Ziele formulieren und zügig einen Maßnahmenkatalog für einen nachhaltigeren öffentlichen Kunstbetrieb erarbeiten.« Auf diese Weise könne ein Zertifizierungsprozess samt Gütesiegel geschaffen werden, welches den Institutionen ihren Klimaschutzbeitrag in puncto »Klimatisierung, Licht, Leihverkehr, Mobilität, Heizung, Abfallmanagement, Neubauten, Material- und Produktwahl etc.« nachweise.

Dadurch, so argumentieren die Verfassenden des offenen Briefs, solle es dem Kunst- und Kulturbetrieb möglich werden, auch im Klimaschutz ein Vorreiter zu sein und einen maßgeblichen Beitrag zum deutschen Green New Deal zu leisten. Der Green New Deal, begrifflich angelehnt an die New-Deal-Politik des ehemaligen US-Präsidenten Franklin D. Roosevelts, bezeichnet wirtschaftliche Konzepte, mit denen ökologische und nachhaltige Industrien gefördert werden sollen mit dem Ziel, dem Klimawandel so entgegenzuwirken. Dabei bietet sich hier für die deutsche Kulturpolitik nicht nur eine Chance für Nachhaltigkeit auf nationaler Ebene, sondern auch die Möglichkeit der Verknüpfung mit dem europäischen Green Deal, einem Konzept, welches im Dezember 2019 von Ursula von der Leyen im Rahmen der Europäischen Kommission vorgestellt wurde. Es verfolgt u. a. das Ziel, bis 2050 als erster Kontinent klimaneutral zu werden.

Wenn aus einer Krise zwei werden

Die Forderungen an die Staatsministerin für Kultur und Medien verdeutlichen, dass zumindest ein Teil des deutschen Kunst- und Kulturbetriebs mittlerweile die Dringlichkeit der Klimakrise und die daraus resultierende Relevanz des eigenen Handelns zugunsten des Klimaschutzes erkannt hat. Die Green-Deal-Konzepte auf nationaler und internationaler Ebene lassen Ähnliches vermuten und erwarten, dass diese Erkenntnis auch verstärkt in die Kulturpolitik einfließt. Was zum Zeitpunkt der Vorstellung des europäischen Green Deals aber noch nicht absehbar war: Die Coronapandemie und ihre Auswirkungen auf den gesamten Kunst- und Kultursektor. Viele Länder trafen und treffen noch immer Vorkehrungen und Einschränkungen, um das Infektionsgeschehen einzudämmen. Das damit einhergehende Herunterfahren des öffentlichen Lebens trifft mit Kulturtourismus, Kinos, Theater, Museen, Galerien, Bibliotheken usw. Kulturschaffende sowie Kulturkonsumierende weltweit mit voller Breitseite.

Die Pandemiesituation birgt in sich Problemlösungsansätze, die auch für den Klimaschutz von Nutzen sind, denn beide Krisen drängen förmlich darauf, alteingesessene Praxen im Kunstbetrieb zu hinterfragen.

Aber wie so häufig steckt auch in dieser Krise eine Chance. So kann sie mit und neben der Digitalisierung auch den Umgang mit Klimaschutz und Nachhaltigkeit deutlich schneller vorantreiben und beides zu zentralen Aufgabenfeldern der Kulturpolitik machen. Die Pandemiesituation birgt in sich Problemlösungsansätze, die auch für den Klimaschutz von Nutzen sind, denn beide Krisen drängen förmlich darauf, alteingesessene Praxen im Kunstbetrieb zu hinterfragen. Da wäre zum einen der Kulturtourismus: Statt Blockbuster-Ausstellungen, die sich vor allem an Touristenkundschaft richten, könnten kulturelle Einrichtungen ihren Fokus zukünftig mehr auf das regionale Publikum legen, um dieses stärker an sich zu binden. Es bestünde die Möglichkeit neben den eigenen Sammlungen vermehrt auch lokale sowie regionale Kunst- und Kulturschaffende auszustellen und mit ihnen zusammenzuarbeiten. »Museen haben in der Gesellschaft eine sehr relevante Rolle, um gesellschaftlichen Diskurs und Demokratie zu bilden und Bindungen zwischen Menschen und Kunst zu schaffen«, beschreibt der Direktor des Museums der bildenden Künste Leipzig, Stefan Weppelmann, in einem Interview mit dem Deutschlandfunk im Januar 2021 sehr treffend. Um dieser Rolle effektiver gerecht zu werden, könnten Kultureinrichtungen ihren Fokus zusätzlich stärker auf Bildungsangebote setzen und einen intensiveren Ausstauch mit der Stadtgesellschaft suchen, so Weppelmann weiter. Auf diese Weise wären Themen wie Nachhaltigkeit und Klimawandel für die lokalen Besucher und Besucherinnen womöglich leichter greifbar und umsetzbar, weil nahbarer. Dabei kann es aber immer nur um eine Verschiebung der Schwerpunkte gehen, nicht um einen vollständigen Verzicht auf die »großen« Ausstellungen, die gerade dadurch, dass sie zahlreiche Besucher und Besucherinnen anziehen, die Kunst breiten Teilen der Bevölkerung zugänglich machen, den Bildungsauftrag der Kunst erfüllen und wesentlich zu ihrer Demokratisierung beitragen.

Transformation in ein neues Erleben von Kultur

Daneben führen die seit der Pandemie auf Abstand und Kontaktreduzierung beruhenden Bedingungen zur Verschiebung von Kulturvermittlung und -konsum in den digitalen Raum und forcieren so ein generelles Um- und Neudenken des Erlebens von Kultur. Es stellt sich die Frage, ob Kunst grundsätzlich immer im Original und vor Ort betrachtet werden muss, denn beide Krisen bieten vielen Kunstbetrieben die Möglichkeit, sich selbst zukünftig neben physischen auch als virtuelle Einrichtungen zu sehen. Darüber hinaus könnte neben der Kunstvermittlung auch die Produktion zunehmend im virtuellen Raum stattfinden, digitale Kunstformen wie die neu aufkommende NFT-Kunst zeigen dies. In jedem Fall ist für die Umsetzung des neuen Erlebens von Kultur auch die Politik gefragt. Die erste Rede zur Lage der Europäischen Union im September 2020 von der Präsidentin der Europäischen Kommission, Frau von der Leyen, macht dabei Hoffnung, denn hier lässt sie wissen, die Bereiche Kunst und Kultur sowie Architektur und Design nicht nur unterstützen, sondern aktiv teilhaben lassen zu wollen, um die Ziele des europäischen Green Deals zu erreichen.

»Deshalb werden wir ein neues Europäisches Bauhaus errichten – einen Raum, in dem Architekten, Künstler, Studenten, Ingenieure und Designer gemeinsam und kreativ am Ziel einer »NextGenerationEU« arbeiten.«

In diesem Zusammenhang stellt von der Leyen das Konjunkturprogramm NextGenerationEU der EU-Kommission vor, ein Umwelt-, Wirtschafts- und Kulturprojekt für Europa. Mithilfe dieses Konjunkturprogramms will von der Leyen ein »neues Europäisches Bauhaus errichten – einen Raum, in dem Architekten, Künstler, Studenten, Ingenieure und Designer gemeinsam und kreativ am Ziel einer »NextGenerationEU« arbeiten.« Eine eigens für die Bauhaus-Kreativitätsinitiative eingerichtete Website soll als Plattform für fachübergreifenden Wissensaustausch dienen und Technologie, Wissenschaft, Kunst und Kultur zusammenführen, um Europa am Ende mit dem Green Deal gemeinsam in eine nachhaltige und klimaachtsame Zukunft zu steuern. Für das Konjunkturprogramm stellt die Europäische Union insgesamt 750 Milliarden Euro zur Verfügung, die vorrangig in Klimaschutz, Digitalisierung und Krisenerholung investiert werden sollen. Frau von der Leyen sprach von dem Aufbaufonds als »größtes Konjunkturpaket in Europa seit dem amerikanischen Marshall-Plan.« Im Juni dieses Jahres reiste sie zudem nach Berlin, um Bundeskanzlerin Merkel darüber zu informieren, dass Deutschland EU-Zuschüsse in Höhe von fast 26 Milliarden Euro erhält, von denen 52 % in Klimaschutzmaßnahmen und 42 % in digitale Projekte fließen sollen.

On 22 June 2021, Ursula von der Leyen, President of the European Commission, visited Berlin to present the Commission’s assessment of the national recovery plan under NextGenerationEU
Fotograf: Dati Bendo; © Europäische Union, 2021
Am 22. Juni 2021 besuchte Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, Berlin, um Kanzlerin Merkel über die knapp 26 Milliarden Euro für Deutschland aus dem Wiederaufbaufonds im Rahmen des NextGenerationEU-Konjunkturprogramms zu informieren.

Und auch die Bauhaus-Kreativitätsinitiative nimmt weiter Form an: Um nachhaltige Ideen zu fördern vergibt die Europäische Kommission im Rahmen der Initiative Preise im Wert von insgesamt 450.000 Euro, darunter für Kategorien wie »Erhaltung und Wandel des Kulturerbes« und »Mobilisierung von Kultur, Kunst und Gemeinschaften«. Am 16.09.2021 werden die Gewinner und Gewinnerinnen ernannt. Es ist davon auszugehen, dass sich die großen Versprechen für den europäischen Raum auch positiv auf die Kulturpolitik um den deutschen Green New Deal auswirken und es bleibt zu hoffen, dass sich die Visionen um Nachhaltigkeit und Klimaschutz am Ende auch bei den kleinen Kunst- und Kulturbetrieben umsetzen lassen, damit sie auch im Klimaschutz ihrer Rolle als Vorreiter gerecht werden können, wie es die Kunst im Laufe der Zeit schon so oft für so viele Belange gewesen ist.Art.Salon

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