Es war der bis dahin höchste jemals für ein Gemälde gezahlte Preis: für £182.200 verkaufte die National Gallery London Thomas Gainsboroughs (c. 1727-1788) Bild The Blue Boy an einen kalifornischen Eisenbahnpionier. Das beliebte Gemälde wurde noch einmal für drei Wochen ausgestellt, bevor es unter Protesten 1922 verschifft wurde. In der US-amerikanischen Popkultur wurde es von einem Fotoshooting mit Marlene Dietrich bis zu Tarantinos Film Django Unchained immer wieder aufgegriffen. Nun kehrt The Blue Boy für eine Ausstellung nach London zurück. Vom 25. Januar bis 15. Mai 2022 ist es in der National Gallery zu sehen. Die Schau Gainsborough’s Blue Boy stellt das Bild in Zusammenhang mit Werken, die Gainsborough zu dieser Arbeit inspirierten.
Das Ganzkörperporträt wurde vor allem durch die Gemälde Anthonis van Dycks ab Ende des 17. Jahrhunderts in England populär. Thomas Gainsborough sah in van Dyck sein großes Vorbild und ist bekannt für seine eleganten Porträts. Er zählte selbst zu den bedeutendsten britischen Malern des 18. Jahrhunderts und war 1768 Mitbegründer der Royal Academy of Arts in London. The Blue Boy ist aufgrund seiner zentralen Verwendung der kalten Farbe Blau in einem Porträt ungewöhnlich: Gainsborough wollte beweisen, dass Blau sich auch im Vordergrund eines Gemäldes harmonisch verwenden ließe. Er behielt recht, wie die bis heute anhaltende Beliebtheit des 250 Jahre alten Werks zeigt. Die Ausstellung in London wird mit Spannung erwartet, denn die Rückkehr des Blue Boy ist die erste Leihgabe des Gemäldes seit 1922 – und wohl auch die letzte, wie Experten vermuten.