Am Abend des 17. Oktober 2019 kommt es in der Nähe des Märtyrer-Platzes in Beirut zu einer denkwürdigen Szene. Eine kleine Gruppe von Demonstranten wird von einer Handvoll martialisch auftretender Sicherheitsleute bedrängt, es fallen Schüsse – die Sicherheitskräfte feuern zur Einschüchterung der unbewaffneten Demonstranten in die Luft -, nach einigen Schrecksekunden entwickelt sich ein Gerangel und eine junge Frau packt einen der mit einer Kalaschnikow bewaffneten, mindestens um einen Kopf größeren Männer am Arm und versetzt ihm in karateartiger Manier einen gestreckten Tritt in den Schritt. Der Mann war ein Bodyguard des damaligen Bildungsministers Akram Chehayeb und die Frau, deren Fuß seinen Weg in das Gemächt des Personenschützers fand, eine von insgesamt wohl weniger als 200 Demonstranten, die einige zentrale Straßenkreuzungen in Beirut blockiert hatten, um gegen die geplante Einführung weiterer Steuern auf Tabak, Benzin und Online-Telefonate über Messaging-Dienste wie WhatsApp zu demonstrieren. Chehayeb, der an diesem Tag seinen 72. Geburtstag feierte, gelangte mit seiner Fahrzeugkolonne an eine dieser Kreuzungen und wurde am Passieren gehindert. Die Bodyguards wollten die Durchfahrt erzwingen und so kam es zu den Schüssen, dem Gerangel und dem denkwürdigen Tritt, der noch heute in einem fünfsekündigen Video auf YouTube zu sehen ist. Dem Leibwächter hat er offensichtlich nicht nachhaltig zugesetzt, der gesamte Vorfall wurde aber im Libanon schnell weithin bekannt und trug wohl maßgeblich dazu bei, dass sich in den folgenden Tagen immer mehr Menschen den Demonstrationen anschlossen.
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