Interview

Matthew Eguavoen

Matthew Eguavoen ist ein junger Künstler aus Lagos, der zunehmend internationale Beachtung erfährt. Als Maler portraitiert er Menschen mit starker Persönlichkeit und festem Blick. Dargestellt vor reduziertem Hintergrund bleibt der soziale Kontext bewusst im Verborgenen und wird gerade dadurch thematisiert. Eguavoen fordert den Betrachter auf, über die Lebensumstände, Erfahrungen und Prägungen der dargestellten Personen zu spekulieren, und führt ihn so in unsicheres Terrain. Wir haben mit ihm über seine künstlerische Position gesprochen, ein ausführliches Portrait seiner Kunst findest Du hier.

von Felix Brosius, 14. March 2022
Matthew Egouavoen
Matthew Eguavoen, geboren 1988 in Lagos

Art.Salon: Warum bist Du Künstler?

Eguavoen: Ich bin vor allem aus Leidenschaft zur Kunst gekommen. Es erfüllt mich, wenn ich mit meinen Bildern ein Problem thematisieren kann, das die Welt um mich herum beschäftigt. Für mich ist das meine Art, meinen Teil zur Welt beizutragen.

Wenn Du kein Künstler wärst, dann wärst Du…?
Ein Programmierer, ich habe schon immer Computer geliebt.

Wie würdest Du Deine Kunst beschreiben?
In den meisten meiner Arbeiten geht es um Gender-Gerechtigkeit, Fragen der psychischen Gesundheit, gesellschaftliche und politische Ungerechtigkeit und darum, wie sie sich auf uns als Menschen auswirkt, wie sie auf lange Sicht unseren Blick auf das Leben prägt. Ich hoffe, dass meine Arbeiten eines Tages Debatten anregen, die zu Lösungen für einige der Herausforderungen beitragen, denen wir als Menschen gegenüberstehen.

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Womanhood, 2021, 130 x 100 cm

Hat Deine Kunst eine Botschaft?
Ja, hat sie, das ist das Ziel meiner Arbeit.

Was möchtest Du mit Deiner Kunst bewirken?
Ich hoffe, eines Tages wird meine Kunst Debatten anstoßen, die zur Lösung der Herausforderungen beitragen, vor denen wir als Menschheit stehen.

Welcher Künstler oder Kunstströmung hat Dich besonders geprägt oder beeinflusst?
Ich liebe die Arbeiten von Vincent van Gogh, Zeh Palito, Amoako Boafo und Eniwaye Oluwaseyi.

Was war Dein bisheriges Highlight als Künstler?
Meine Karriere als Künstler hat im vergangenen Jahr eine sehr positive Wendung genommen. Vor 2021 kannte mich niemand als Künstler, aber jetzt erfahre ich sowohl lokal als auch international viel Beachtung. Dafür bin ich ausgesprochen dankbar.

Was war Dein bisheriger Tiefpunkt als Künstler?
Ich spreche wohl für die Mehrheit, wenn ich sage, dass 2020 wegen der COVID-19-Pandemie ein ausgesprochen schwieriges Jahr war. Ich konnte zwar viel Zeit mit dem Malen verbringen, die Kunstwerke fanden aber keine Resonanz.

Gibt es eine Frage, die Du Dir selbst immer wieder stellst?
Wie kann ich meine Kunst immer wieder neu erfinden? Wird sie in 10 Jahren noch eine Relevanz in der Kunstwelt haben?

Welchen Künstler bewunderst Du?
Zeh Palito

Im Übrigen bin ich der Meinung, dass…
...alles aus einem bestimmten Grund passiert.

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»1954«, 2021, 140 x 110 cm

Matthew Eguavoen
Geburtstag: 28. Mai 1988
Geburtsort: Lagos, Nigeria
Wohnort: Lagos, Nigeria
Instagram: @Bartbouy
Website: mattheweguavoen.carrd.coArt.Salon

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Matthew Eguavoen

Matthew Eguavoen portraitiert Menschen mit starker Persönlichkeit und festem Blick. Dargestellt vor reduziertem Hintergrund bleibt der soziale Kontext bewusst im Verborgenen und wird gerade dadurch thematisiert. Eguavoen fordert den Betrachter auf, über die Lebensumstände, Erfahrungen und Prägungen der dargestellten Personen zu spekulieren, und führt ihn so in unsicheres Terrain. Ein junger Künstler aus Nigeria mit ganz eigener Handschrift, der in seinen Bildern die zentralen Fragen nach Herkunft und Identität verhandelt.

von Felix Brosius, 09. September 2021
London, Tate Britain

Es war eines der bewegendsten Jahrzehnte in der Geschichte des Vereinigten Königreichs: die 1980er, geprägt von Streiks, Protesten, AIDS. Fotografinnen und Fotografen dokumentierten diese Zeit und wurden durch ihre Bilder zum Teil selbst zu politischen Aktivisten. Die Ausstellung The 80s: Photographing Britain eröffnet am 21. November in der Tate Britain in London.

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