Bis aufs Letzte
Die Sonne steht tief, kurz vorher muss es geregnet haben. Tropfen haben sich auf der Windschutzscheibe gebildet, man kann sie von innen sehen. Drei Männer in schwarzen Anzügen machen sich an dem Auto zu schaffen, mit Schraubenziehern und ihren bloßen Händen. Sie tragen Sonnenbrillen, womit sie den alien-jagenden Agenten aus Men in Black ähneln. Gleich darauf schwenkt die Kamera nach rechts, eine Frau gerät ins Blickfeld. Auch sie kommt ganz in Schwarz daher, mit Lederjacke und Lara-Croft-Sonnenbrille, die dunklen Haare zum Dutt gebunden. Ihre behandschuhten Hände greifen nach der Motorhaube, die sich nach der Schrauberei mit einem kurzen Ruck löst, das schwarzlackierte Metall glänzt im Abendlicht. Die Frau geht um das Auto herum, während ihr die Kamera ihr bei jedem Schritt folgt.
Um das Autowrack herum, auf Steintreppen, sitzt ein neugieriges Publikum. Es beobachtet, wie die junge Frau den unteren Teil der hinteren Autositzreihe auf dem Boden neben anderen Einzelteilen aufreiht. Filmschnitte reduzieren die Szene auf zehn Minuten. Zehn Minuten, in denen die vier Unbekannten das Gefährt immer weiter sezieren, bis sie schließlich mit Äxten und Stöcken auf das Wrack einschlagen, es auf die Seite und wieder zurück kippen. Das Ex-Auto, ein Mercedes, besteht buchstäblich nur noch aus seinen Einzelteilen. Zuletzt posieren die vier vor dem zu Metallschrott gewordenen Fahrzeug wie die Men in Black auf einem Filmplakat, ganz vorn: Selma Selman, wie der Abspann verrät. Die Männer: ihre Brüder und ihr Vater, die ihr bei der Umsetzung der Performance Mercedes Matrix (2020) geholfen haben.