Documenta-Countdown: noch einen Monat bis zur Eröffnung

Kassel in der Metamorphose

Wie die HNA bekannt gibt, lässt sich rund einen Monat vor Beginn der bedeutendsten, zeitgenössischen Ausstellungsreihe der Welt erahnen, wie sich die Stadt Kassel bald verändern wird – die Außenschauplätze sind für die Generalprobe bereit und es wird politisch. 

18. May 2022
Frankfurter Straße / Fünffensterstraße (Unterführung), Kassel, 2022, Foto: Nicolas Wefers
Foto: Nicolas Wefers
Wefers Frankfurter Straße / Fünffenster¬straße (Underpass), Kassel, 2022

Nur noch 30 Tage: Kassel begibt sich genau einen Monat vor documenta-Start langsam, aber sicher in die Metamorphose. Die 32 Standorte gaben die Veranstalter bereits vergangene Woche bekannt. Bis die Besuchenden aber erfahren, was sich genau in den Gebäuden der Weltkunstausstellung abspielen wird, können sie schon jetzt die Außenschauplätze auskundschaften und die Vorbereitungen beobachten.

Einer der Hauptakteure der documenta fifteen ist wie immer das Fridericianum – während der Veranstaltung als Fridskul bezeichnet. Seine Säulen leuchten schon seit ein paar Wochen in Schwarz und überbringen politische Botschaften zu Themen wie Nachhaltigkeit oder Zusammenhalt. Wirken solle das Ganze kindlich, wie auf einer Schultafel, so der Urheber, der rumänische Künstler Dan Perjovschi.

C&A Fassade, Kassel, 2022, Foto: Nicolas Wefers
Foto: Nicolas Wefers
C&A Fassade, Kassel, 2022

Platz für ein überdimensionales, gemaltes Banner vom indonesischen Institut für bürgernahe Kultur wird das C&A-Gebäude am Opernplatz (s. Foto) bald schaffen. Die Fulda beherbergt bald ein Hausboot aus einem abgetragenen Dachstuhl – dorthin kommt es aus Berlin, mit reiner Muskelkraft und erneuerbaren Energien. Die Karlswiese avanciert zum Schauplatz für vermeintlichen Unrat: Eine begehbare Installation aus Müll weist dort auf den Transport von Schrott und Textilien in südliche Länder und damit auf die Zerstörung der Umwelt hin. Mit Nachhaltigkeit geht es auch im Nordstadtpark weiter: Eine Sommerbühne aus Lehm und anderen ökologischen Materialien entsteht dort.

Lumbung lautet das Motto der documenta fifteen, ein indonesischer Begriff, den das kuratierende Künstlerkollektiv Ruangrupa aus Jakarta für das Event ausgesucht hat. Er steht für Gemeinschaftlichkeit, Teilen, Großzügigkeit und Nachhaltigkeit. Daran knüpft auch der horizontale Newsletter an, der am Rainer-Dierichs-Platz zustandekommen soll.

ruangrupa, v.l.n.r. Reza Afisina, Indra Ameng, farid rakun, Daniella Fitria Praptono, Iswanto Hartono, Ajeng Nurul Aini, Ade Darmawan, Julia Sarisetiati, Mirwan Andan, 2019,
Foto: Jin Panji
ruangrupa, v.l.n.r. Reza Afisina, Indra Ameng, farid rakun, Daniella Fitria Praptono, Iswanto Hartono, Ajeng Nurul Aini, Ade Darmawan, Julia Sarisetiati, Mirwan Andan, 2019

Den Aufbau im Freien zu beobachten ist sicherlich eine aufregende Wochenendaktivität für alle Kasselerinnen und Kasseler – die Außenexponate stehen auch ticketlosen Personen zur Verfügung. Mit kleinen Amuse-Gueules wie der Ankündigung von Mixed-Media-Skulpturen in der Kirche St. Kunigundis, »die unter anderem aus menschlichen Überresten bestehen«, machen es die Veranstalter auch kunstabgeneigten Menschen schwer, sich der documenta fifteen zu entziehen.Art.Salon

Man Walking to the Sky at the Rainer-Dierichs-Platz in Kassel
pixabay
Eines der bekanntesten »Überbleibsel« der documenta: der »Himmelsstürmer« vor dem Kulturbahnhof in Kassel (documenta 9, 1992)
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Documenta Eröffnung | Ausblick

Mehr Beteiligte, mehr Gemeinschaft, mehr Leben – weniger Pomp, weniger Ästhetik, weniger Verschwendung: Morgen fällt der Startschuss zur documenta 15. Erstmals hält dabei ein Kollektiv die Zügel in der Hand – es verzichtet auf millionenschwere Kunst und baut stattdessen lieber ein Ökosystem.

17. June 2022
London, Tate Britain

Es war eines der bewegendsten Jahrzehnte in der Geschichte des Vereinigten Königreichs: die 1980er, geprägt von Streiks, Protesten, AIDS. Fotografinnen und Fotografen dokumentierten diese Zeit und wurden durch ihre Bilder zum Teil selbst zu politischen Aktivisten. Die Ausstellung The 80s: Photographing Britain eröffnet am 21. November in der Tate Britain in London.

21. November 2024