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Thomas Demand
Fotoecke/Photobooth
Found at
Lempertz,
Cologne
Evening Sale - Moderne und Zeitgenössische Kunst, Lot 73
6. Jun - 6. Jun 2023
Evening Sale - Moderne und Zeitgenössische Kunst, Lot 73
6. Jun - 6. Jun 2023
Estimate: 30.000 - 40.000 EUR
Price realised: not available
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Description
2009
C-Print auf Aludibond unter Plexiglas (Diasec). 179,5 x 197,7 cm. Rückseitig mit Galerieetikett, dort mit maschinenschriftlichen Werkangaben. Exemplar 5/6 (+ 2 A.P.).
Ein perfekt ausgeleuchteter Raum mit einer verhängten Kamera, einem einfachen Stuhl vor weißer Wand, dahinter ein Vorhang: Thomas Demands Photographien bilden Architekturen ab, die realen Bilderwelten entlehnt sind und sich auf politische und gesellschaftliche Ereignisse beziehen, die der Künstler als relevant erachtet. Demand baut seine Räume als raumgreifende Skulpturen aus Papier und Pappe nach und photographiert sie im Anschluss mittels Großbildkamera. Er überträgt das ephemäre, dreidimensionale Gebilde in die Zweidimensionalität und sichert es so visuell, bevor er es zerstört. Seine Anregungen bezieht Demand aus verschiedenen Quellen der Medienlandschaft. In diesem konkreten Fall war es eine Abbildung in einem Artikel des Wochenmagazins „Der Spiegel“ (vgl. Der Spiegel, 20/1999, S. 42-44) über zurückliegende Vorgänge in einem DDR-Gefängnis, die ihn zu der künstlerischen Auseinandersetzung veranlasste: “Eines der Motive, die ich so fand, oder sagen wir wiederfan
Demands vermeintliche "Tatort"-Photographie erscheint dem Betrachter zwar bekannt, doch bleibt sie für ihn durch die Eliminierung von Details ungreifbar und rätselhaft. Erst die Kenntnis der „Geschichte hinter dem Bild“ hilft dem Betrachter bei der Entschlüsselung der jeweiligen Bildbedeutung. Der Künstler offenbart seine Geschichten zwar (so wie hier in einem Interview), liefert sie aber nicht automatisch mit, etwa in Form einer Bildunterschrift oder eines erläuternden Werktitels. Weder das konkrete historische Ereignis noch der Wahrheitsgehalt der Pressephotographien, die er verarbeitet, stehen für Demand im Vordergrund. Sie sind für ihn ideengebende Auslöser und künstlerischer Bestandteil seiner Werke, welche dadurch zu Zeugnissen seiner eigenen rekonstruktiven Beschäftigung mit bekannten und allgemein verfügbaren Vorlagen werden. Demand ist kein politischer Künstler im engeren Sinne, wohl aber aufmerksamer Zeitgenosse. Fotoecke/Photobooth gehört zu jenen rund 40 Ar
Neben der geschilderten gesellschaftspolitischen Dimension kommen bei Demand aber immer auch noch formale Aspekte bei der Auswahl seiner Vorlagen und deren Umsetzung in Papierform und Photographie zum Tragen. In diesem Fall hat Demand versucht, die für Interieurs der ehemaligen DDR in den achtziger Jahren typische Farbpalette genau wiederzugeben. Ein Detail, das ihn bei der Entdeckung der Vorlage besonders faszinierte und das er in dem daraus entstandenen Werk modifiziert verarbeitet, ist der Vorhang mit seinem auffälligen floralen Muster, der in Demands eigener Version fast die Hälfte der Bildfläche einnimmt. „Dieses blumige, barocke Dekor wirkt völlig deplatziert im Gefängnis. Das sähe in Westdeutschland doch sehr viel ernster aus, und da liegt der Unterschied: Solche merkwürdigen Zufälle könnte man nicht erfinden. Dann wären sie nämlich Szenenbild, und das sind sie in meinem Fall nicht.“ (Thomas Demand, a.a.O., S. 45)
C-Print auf Aludibond unter Plexiglas (Diasec). 179,5 x 197,7 cm. Rückseitig mit Galerieetikett, dort mit maschinenschriftlichen Werkangaben. Exemplar 5/6 (+ 2 A.P.).
Ein perfekt ausgeleuchteter Raum mit einer verhängten Kamera, einem einfachen Stuhl vor weißer Wand, dahinter ein Vorhang: Thomas Demands Photographien bilden Architekturen ab, die realen Bilderwelten entlehnt sind und sich auf politische und gesellschaftliche Ereignisse beziehen, die der Künstler als relevant erachtet. Demand baut seine Räume als raumgreifende Skulpturen aus Papier und Pappe nach und photographiert sie im Anschluss mittels Großbildkamera. Er überträgt das ephemäre, dreidimensionale Gebilde in die Zweidimensionalität und sichert es so visuell, bevor er es zerstört. Seine Anregungen bezieht Demand aus verschiedenen Quellen der Medienlandschaft. In diesem konkreten Fall war es eine Abbildung in einem Artikel des Wochenmagazins „Der Spiegel“ (vgl. Der Spiegel, 20/1999, S. 42-44) über zurückliegende Vorgänge in einem DDR-Gefängnis, die ihn zu der künstlerischen Auseinandersetzung veranlasste: “Eines der Motive, die ich so fand, oder sagen wir wiederfan
Demands vermeintliche "Tatort"-Photographie erscheint dem Betrachter zwar bekannt, doch bleibt sie für ihn durch die Eliminierung von Details ungreifbar und rätselhaft. Erst die Kenntnis der „Geschichte hinter dem Bild“ hilft dem Betrachter bei der Entschlüsselung der jeweiligen Bildbedeutung. Der Künstler offenbart seine Geschichten zwar (so wie hier in einem Interview), liefert sie aber nicht automatisch mit, etwa in Form einer Bildunterschrift oder eines erläuternden Werktitels. Weder das konkrete historische Ereignis noch der Wahrheitsgehalt der Pressephotographien, die er verarbeitet, stehen für Demand im Vordergrund. Sie sind für ihn ideengebende Auslöser und künstlerischer Bestandteil seiner Werke, welche dadurch zu Zeugnissen seiner eigenen rekonstruktiven Beschäftigung mit bekannten und allgemein verfügbaren Vorlagen werden. Demand ist kein politischer Künstler im engeren Sinne, wohl aber aufmerksamer Zeitgenosse. Fotoecke/Photobooth gehört zu jenen rund 40 Ar
Neben der geschilderten gesellschaftspolitischen Dimension kommen bei Demand aber immer auch noch formale Aspekte bei der Auswahl seiner Vorlagen und deren Umsetzung in Papierform und Photographie zum Tragen. In diesem Fall hat Demand versucht, die für Interieurs der ehemaligen DDR in den achtziger Jahren typische Farbpalette genau wiederzugeben. Ein Detail, das ihn bei der Entdeckung der Vorlage besonders faszinierte und das er in dem daraus entstandenen Werk modifiziert verarbeitet, ist der Vorhang mit seinem auffälligen floralen Muster, der in Demands eigener Version fast die Hälfte der Bildfläche einnimmt. „Dieses blumige, barocke Dekor wirkt völlig deplatziert im Gefängnis. Das sähe in Westdeutschland doch sehr viel ernster aus, und da liegt der Unterschied: Solche merkwürdigen Zufälle könnte man nicht erfinden. Dann wären sie nämlich Szenenbild, und das sind sie in meinem Fall nicht.“ (Thomas Demand, a.a.O., S. 45)