»Man kann New York nicht so malen, wie es ist, sondern nur, wie es empfunden wird«, sagte die Malerin Georgia O'Keeffe (1887-1986) über ihre Stadtansichten. Die Bilder entstanden in den späten 1920ern und frühen 1930ern, als O’Keeffe als bereits in den USA bekannte Malerin in New York lebte. Sie wohnte im 30. Stock im Shelton Hotel, dem damals höchsten Wohngebäude der Welt, und war fasziniert von der Perspektive, die sich ihr bot. Ob aus der Vogel- oder Froschperspektive: O’Keeffe experimentierte mit perspektivischen Darstellungen, untersuchte organische Strukturen des Städtebaus. Die Ausstellung ist die erste, die den Fokus auf diese Schaffensphase der berühmten Malerin legt, die einige Jahre vor ihren weltbekannten abstrakten Blumengemälden liegt. Die Exponate versprechen spannende Einblicke in die Karriere einer aufstrebenden Künstlerin, die zur Ikone werden sollte. Georgia O’Keeffe: My New Yorks ist vom 2. Juni bis zum 22. September im Art Institute of Chicago zu sehen.
O’Keeffe ist vor allem für ihre Landschaftsbilder und (abstrakten) Blumenbilder bekannt. Diese Werke entstanden ab Mitte der 1930er, als die Künstlerin nach Depressionen und einem Nervenzusammenbruch vermehrt Zeit in New Mexico verbrachte. Ab 1949 wohnte sie auf der Ghost Ranch im Norden des Bundesstaates. Das Art Institute of Chicago war 1943 das erste Museum, das O’Keeffe mit einer Retrospektive würdigte. Mit der aktuellen Ausstellung spielt es wieder ein wichtige Rolle in der Rezeption der Malerin, die ein komplexeres Œuvre schuf als vielen bekannt ist.