Traditionellerweise hängen Gemälde an der Wand, sie werden als zweidimensionale Kunstwerke wahrgenommen. Doch viele Malerinnen und Maler des späten Mittelalters und der Renaissance, womöglich inspiriert von aufklappbaren Altarbildern, von allen Seiten bemalt wurden, nutzten auch die Rückseiten ihrer Leinwände und Holztafeln. In manchen Fällen, beispielsweise wenn die Motive inhaltlich zusammenhängen, präsentierte man die Gemälde wie eine Skulptur im Raum, um die die Betrachtenden herumgehen konnten. Meist war jedoch nur die »Schauseite« sichtbar, die Rückseiten gerieten in Vergessenheit. Das Museo del Prado in Madrid lüftet nun einige dieser Geheimnisse wieder und bietet somit ganz neue Einblicke in bekannte Werke. On the Reverse ist vom 7. November 2023 bis zum 3. März 2024 geöffnet.
Da Material teuer war, nutzten Malerinnen und Maler jeden Platz, den sie hatten. So wundert es nicht, Skizzen, Studien, Botschaften und malerische Experimente auf den Rückseiten von teilweise weltbekannten Gemälden zu finden. Die Praxis fand sich auch in jüngeren Jahrhunderten wieder, etwa in der Zeit des Zweiten Weltkriegs, als Kunstschaffende wegen Materialmangel Rückseiten bemalten.