Über einen Zeitraum von mehr als 70 Jahren fertigte Ellsworth Kelly seine Porträtzeichnungen. Bis heute waren sie nur selten öffentlich zu sehen und sind daher kaum bekannt, und das, obwohl Kelly einer der berühmtesten amerikanischen Maler des 20. Jahrhunderts ist. Ob als Soldat im Zweiten Weltkrieg, bei Kerzenlicht im Zeltlager, in Friedenszeiten in der Normandie oder in Pariser Hotels: Kelly zeichnete sich selbst und andere Berühmtheiten wie Robert Indiana in vielen erdenklichen Situationen. Manche Selbstbildnisse zeigen auch nur die Hände des Künstlers beim Malen. Die Porträtierten der frühen Zeichnungen sind hingegen oft unbekannt. Man geht heute davon aus, dass Kelly damals noch persönliche Bekanntschaften abbildete, was für den später bekannten Maler höchst ungewöhnlich ist. Fast 100 der wertvollen Zeichnungen werden vom 1. Juli bis zum 23. Oktober in der Ausstellung Ellsworth Kelly: Portrait Drawings des Art Institute of Chicago präsentiert.
Ellsworth Kelly (1923 – 2015) wurde als Hauptvertreter der Farbfeldmalerei bekannt, die sich durch geometrische Formen und gesättigte Farben kennzeichnet. In den ausgestellten Zeichnungen ist zu sehen, wie Kelly verschiedene Stile, wie etwa die von Max Beckmann, Pablo Picasso und Henri Matisse ausprobierte und mit ihnen experimentierte. Sie bieten einen interessanten Kontrast zu Kellys Gemälden und geben Einblicke in seine Sicht auf die Welt. Kelly war unter anderem Teilnehmer der Biennale von Venedig (1966) und insgesamt viermal auf der documenta vertreten. Er gewann zahlreiche Kunstpreise, wie 1974 den Preis der Malerei des Art Institute of Chicago.