Eröffnung der 60. Biennale Venedig

Ein Festival des Fremden

Am 20. April eröffnet die neueste Ausgabe der Biennale Venedig: Bereits zum 60. Mal lockt die wichtigste Internationale Kunstausstellung Besuchende aus aller Welt in die berühmte italienische Stadt. Kuratiert wird das Event mit dem Titel Stranieri Ovunque – Foreigners Everywhere vom Brasilianer Adriano Pedrosa.

20. April 2024
Kay WalkingStick, South Rim, 2016
Courtesy the Artist and Hales, London and New York / Photo by JSP Art Photography / © Kay WalkingStick
Kay WalkingStick (Syracuse, United States, 1935 - Lives in Pennsylvania), South Rim (2016), Oil on panel in two parts, 91.4 x 182.9 x 6.3 cm

»Der Ausdruck Fremde überall hat mehrere Bedeutungen,« erläutert Kurator Adriano Pedrosa das Konzept des Kunstevents. »Erstens, dass man, wo immer man hingeht und wo immer man ist, immer auf Fremde treffen wird - sie/wir sind überall. Zweitens, dass man, egal wo man sich befindet, immer wirklich und tief im Innern ein Fremder ist.« Venedig sei der perfekte Ort, um das Konzept anzuwenden. Flüchtlinge aus verschiedenen Regionen des Römischen Reichs gründeten die Stadt Venedig, wo zuvor nur wenige Siedler lebten. Heute ist Venedig eines der weltweit beliebtesten Touristenziele – Fremde sind hier überall, wie Pedrosa betont. Der Brasilianer ist künstlerischer Leiter des São Paulo Museum of Art und der erste südamerikanische Kurator der Biennale. Für seine Ausgabe der renommierten Biennale Venedig wählte er den Titel Stranieri Ovunque – Foreigners Everywhere, inspiriert von einer gleichnamigen Werkserie des in Palermo arbeitenden Künstlerkollektivs Claire Fontaine. Die Neonplastiken mit dem Text Stranieri Ovunque existieren bereits in 53 Sprachen, darunter einige indigene sowie einige ausgestorbene. Die 60. Biennale Venedig konzentriert sich auf Kunstschaffende, die noch nie in der Internationalen Ausstellung präsentiert wurden. Zu sehen sind die zahlreichen Events und die Nationalen Pavillons vom 20. April bis zum 24. November 2024.

Insgesamt beteiligen sich in diesem Jahr 88 Länderpavillons an der Biennale. Benin, Äthiopien, Tansania und die erst seit 2002 unabhängige Demokratische Republik Timor-Leste sind zum ersten Mal dabei, Nicaragua, Panama und Senegal zum ersten Mal mit einem eigenen Pavillon. Außerdem ist die Stadt Venedig mit einem eigenen Pavillon vertreten. Die Internationale Ausstellung gliedert sich in zwei Sektionen: Nucleo Contemporaneo (zeitgenössischer Kern) und Nucleo Storico (historischer Kern). Weniger bekannte Bereiche der globalen Kunstgeschichte betreten hier eine große Bühne: Im ersten Teil werden vor allem queere und indigene Kunstschaffende sowie sogenannte Outsider präsentiert. Die Auswahl der Kunstschaffenden erstreckt sich dabei von Brasilien bis Neuseeland. Im Nucleo Storico stehen lateinamerikanische, afrikanische, arabische und ostasiatische Kunstwerke und Kunstschaffende des 20. Jahrhunderts im Fokus. Pedrosa stellt moderne Kunstentwicklungen des Globalen Südens vor, die zum Teil im Austausch mit europäischen Kunstströmungen standen und eigene Stile entwickelten. Insgesamt sind Arbeiten von über 300 Künstlerinnen und Künstlern in Venedig zu sehen.

Die Internationale Jury wird dieses Jahr von der Präsidentin Julia Bryan-Wilson angeführt, einer US-amerikanischen Kuratorin und Professorin für Zeitgenössische Kunst und LGBTQ+ Studies an der Columbia University. Die Jury besteht weiterhin aus Alia Swastika, einer indonesischen Kuratorin und Schriftstellerin, Chika Okeke-Agulua, einem nigerianischen Kurator und Kunstkritiker, Elena Crippa, einer italienischen Kuratorin, und María Inés Rodríguez, einer französisch-kolumbianischen Kuratorin. Die Jury entscheidet über die Goldenen und den Silbernen Löwen und hat das Recht, besondere Erwähnungen in den Bereichen Nationale Pavillons und der Internationalen Ausstellung auszusprechen. Die Preise werden am 20. April vergeben.Art.Salon

Claire Fontaine, Foreigners Everywhere (Italian), 2004
Courtesy of the artist. Photo by Studio Claire Fontaine Copyright Studio Claire Fontaine Courtesy of Claire Fontaine and Galleria T293, Rome
Installation view: Cité internationale des arts Paris, Monmartre, Paris, 2004. Claire Fontaine, Foreigners Everywhere (Italian), 2004. Suspended, wall or window mounted neon, framework, electronic transformer and cables.

Dive deeper into the art world

London, Tate Britain

Es war eines der bewegendsten Jahrzehnte in der Geschichte des Vereinigten Königreichs: die 1980er, geprägt von Streiks, Protesten, AIDS. Fotografinnen und Fotografen dokumentierten diese Zeit und wurden durch ihre Bilder zum Teil selbst zu politischen Aktivisten. Die Ausstellung The 80s: Photographing Britain eröffnet am 21. November in der Tate Britain in London.

21. November 2024
Guido Klumpe

Im Umfeld der funktionalen Architektur urbaner Räume findet Guido Klumpe die Motive, die er mit seiner Kamera als Poesie des Profanen inszeniert. Seine malerischen Bilder entfalten mit einer reduzierten Formsprache eine opulente Wirkung und zeigen uns die Schönheit des Moments im Fluss des Alltags.

von Felix Brosius, 19. November 2024