Das Leben der britisch-mexikanischen Künstlerin Leonora Carrington (1917-2011) war ebenso vielfältig und von Brüchen geprägt wie ihr künstlerisches Werk. Die junge Britin etablierte sich rasch im Pariser Surrealistenkreis und nahm an deren berühmter Ausstellung von 1938 teil. Nach Ausbruch des Krieges zog sie nach Madrid. Ihr Vater ließ sie für unheilbar geisteskrank erklären und in eine Heilanstalt einweisen, wo sie vier Monate lang mit Drogen schocktherapiert wurde. Carringtons Cousin erwirkte ihre Entlassung, woraufhin sie nach Lissabon, dann nach New York und schließlich Mexiko-Stadt floh, wo sie bis zu ihrem Lebensende blieb.
Während der gesamten Zeit war Carrington künstlerisch tätig, verarbeitete persönliche Erfahrungen und schuf herausragende surrealistische Arbeiten mit hohem Wiedererkennungswert. Ihr Schaffen umfasst acht Jahrzehnte und stets war Carrington darauf bedacht, neue Wege zu gehen und ihrer Experimentierfreude freien Lauf zu lassen. Neben Gemälden und Skulpturen schuf sie Lithografien, Teppiche, Schmuck und beispielsweise Masken für eine Theateraufführung von The Tempest im Jahr 1950, die in der aktuellen Ausstellung zu sehen sind. Leonora Carrington: Rebel Visionary bildet die Bandbreite der Künstlerin ab. Die Schau läuft vom 12. Juli bis zum 26. Oktober in der Newlands House Gallery im englischen Petworth.
Die Newlands House Gallery befindet sich in einem Stadthaus aus dem 18. Jahrhundert im Zentrum der kleinen Stadt Petworth südlich von London. Auf rund 7.500 m² Fläche gelingt es dem kleinen Ausstellungshaus, das den Fokus auf Künstlerinnen und Künstler des 20. und 21. Jahrhunderts gelegt hat, Berühmtheiten der Kunstwelt aus anderen Blickwinkeln zu betrachten und wertvolle Beiträge zur künstlerischen Rezeption zu liefern. Beispielhaft seien dabei die Schauen Eve Arnold – To Know About Women (2023/24) und Lee Miller & Picasso (2022/23) genannt.