Rudolf Schlichter
Scala
Estimate: 18.000 - 20.000 EUR
Price realised: 17.640 EUR
Price realised: 17.640 EUR
Description
Um 1926
Aquarell, Gouache und schwarze Kreide auf leichtem Karton mit Trockenstempel "SCHOELLERSHAMMER". 64,8 x 49,8 cm. Unter Glas gerahmt. Unten rechts mit Bleistift signiert 'Rudolf Schlichter'. Rückseitig in Sütterlin betitelt 'Nutten' und von fremder Hand datiert "1920" sowie mit dem Nachlass-Stempel "NACHLASS R. SCHLICHTER" (nicht bei Lugt), dort handschriftlich nummeriert "B 179". - Das Papier gebräunt mit schmalem Lichtrand; die Darstellung farbfrisch erhalten.
"Oft möchte man vor Schlichters Aquarellen sagen: Bilderbogen für Erwachsene! (...) Da es echte Bilderbogen sind, so kommt es vor allem auf den Schnitt der Modekleider an. So trug man sich also! Soll es einmal heißen. Das Kostüm ist wichtig: der Mensch darunter, selbst in solcher Zeit, nebensächlich. Wir sind alle Kleiderträger. Die Herrschaft der Uniformierten wird soeben erst beseitigt. Man gebe gut acht: Schuhe der Damen sind wichtig. Ein erotisches Moment." - dies ein treffender Kommentar Theodor Däublers zu den Arbeiten Schlichters im Jahr 1921 (zit. nach: Ausst. Kat. Rudolf Schlichter, Tübingen/Wuppertal/München 1997/1998, S. 22). Die 1920er Jahre in Berlin sollten für den Zeichner und Maler biographisch wie künstlerisch einen kumulativen Höhepunkt darstellen: Schlichter schloß sich der Kommunistischen Partei an, illustrierte für den Malik-Verlag, traf auf George Grosz, mit dem er sich sehr eng befreundete, in der Galerie Burchard eröffnete früh seine erste Einzel
Um 1924 entstand sein Gemälde "Margot" (Stiftung Stadtmuseum Berlin), im Hintergrund auf dem Mauerwerk ein bezeichnender Plakatfetzen mit der Aufschrift "CIRCUS BUSCH/QUO VADIS". Diesem Individualporträt aus dem Umkreis der Prostitution, einem Milieu, das dem Künstler nur zu vertraut war, lässt sich auch das vorliegende Aquarell letztendlich zuordnen, das Schlichter rückseitig mit "Nutten" beschriftete. Inhaltliche Ambivalenzen spannen sich um das Motiv in formal simplifizierter Straßenkulisse, die sich wiederum lakonisch kondensiert in der angedeuteten Leuchtreklame "SCALA". Es ist wohl Berlins berühmtestes Varieté-Theater damit gemeint, das 1920 eröffnete.
Ehemals Sammlung Wolf Uecker, Nachlass
Aquarell, Gouache und schwarze Kreide auf leichtem Karton mit Trockenstempel "SCHOELLERSHAMMER". 64,8 x 49,8 cm. Unter Glas gerahmt. Unten rechts mit Bleistift signiert 'Rudolf Schlichter'. Rückseitig in Sütterlin betitelt 'Nutten' und von fremder Hand datiert "1920" sowie mit dem Nachlass-Stempel "NACHLASS R. SCHLICHTER" (nicht bei Lugt), dort handschriftlich nummeriert "B 179". - Das Papier gebräunt mit schmalem Lichtrand; die Darstellung farbfrisch erhalten.
"Oft möchte man vor Schlichters Aquarellen sagen: Bilderbogen für Erwachsene! (...) Da es echte Bilderbogen sind, so kommt es vor allem auf den Schnitt der Modekleider an. So trug man sich also! Soll es einmal heißen. Das Kostüm ist wichtig: der Mensch darunter, selbst in solcher Zeit, nebensächlich. Wir sind alle Kleiderträger. Die Herrschaft der Uniformierten wird soeben erst beseitigt. Man gebe gut acht: Schuhe der Damen sind wichtig. Ein erotisches Moment." - dies ein treffender Kommentar Theodor Däublers zu den Arbeiten Schlichters im Jahr 1921 (zit. nach: Ausst. Kat. Rudolf Schlichter, Tübingen/Wuppertal/München 1997/1998, S. 22). Die 1920er Jahre in Berlin sollten für den Zeichner und Maler biographisch wie künstlerisch einen kumulativen Höhepunkt darstellen: Schlichter schloß sich der Kommunistischen Partei an, illustrierte für den Malik-Verlag, traf auf George Grosz, mit dem er sich sehr eng befreundete, in der Galerie Burchard eröffnete früh seine erste Einzel
Um 1924 entstand sein Gemälde "Margot" (Stiftung Stadtmuseum Berlin), im Hintergrund auf dem Mauerwerk ein bezeichnender Plakatfetzen mit der Aufschrift "CIRCUS BUSCH/QUO VADIS". Diesem Individualporträt aus dem Umkreis der Prostitution, einem Milieu, das dem Künstler nur zu vertraut war, lässt sich auch das vorliegende Aquarell letztendlich zuordnen, das Schlichter rückseitig mit "Nutten" beschriftete. Inhaltliche Ambivalenzen spannen sich um das Motiv in formal simplifizierter Straßenkulisse, die sich wiederum lakonisch kondensiert in der angedeuteten Leuchtreklame "SCALA". Es ist wohl Berlins berühmtestes Varieté-Theater damit gemeint, das 1920 eröffnete.
Ehemals Sammlung Wolf Uecker, Nachlass
Auction result misses estimated price range
This work of art by Rudolf Schlichter could be acquired at Lempertz in Cologne in June last year for an unexpectedly low price. In the Day Sale - Moderne Kunst auction, the work Scala changed hands for EUR 17,640.00 - missing the lower end of the estimate range of EUR 18,000.00 – 20,000.00. Of course, this price has nothing to do with the top prices that other works by Rudolf Schlichter achieve. The highest price we have observed so far was reached by the work Porträt Helene Weigel. in November 2017 with an auction result of EUR 600,000.00.
Auktionsergebnis verfehlt die Schätzpreisspanne
Dieses Kunstwerk von Rudolf Schlichter konnte im Juni letzten Jahres bei Lempertz in Köln für einen unerwartet niedrigen Preis ersteigert werden. In der Auktion Day Sale - Moderne Kunst wechselte die Arbeit Scala für EUR 17.640,00 den Besitzer – und verfehlte damit das untere Ende der Schätzpreisspanne von EUR 18.000,00 – 20.000,00. Dieser Preis hat freilich nichts mit den Spitzenpreisen zu tun, die andere Arbeiten von Rudolf Schlichter erzielen. Den höchsten von uns bisher beobachteten Preis erreichte die Arbeit Porträt Helene Weigel. im November 2017 mit einem Auktionsergebnis von EUR 600.000,00.