Frédéric Bruly Bouabré (1923-2014) war sowohl Künstler und Dichter als auch wissbegieriger Forscher und Dokumentarist. Sein Œuvre gleicht einem persönlichen Archiv seiner Recherche. Vom 13. März bis 13. August werden nun Werke, die seit den 1970er Jahren bis zum Tod des Künstlers im Jahr 2014 entstanden sind, im MoMA, New York ausgestellt. Frédéric Bruly Bouabré: World Unbound bietet nicht nur die erste Übersicht über das Werk des Künstlers, sondern stellt auch die Ausstellungspremiere eines ivorischen Künstlers im MoMA dar.
Zentral in Bouabrés Arbeiten ist seine Beschäftigung mit dem Volk der Bété in Westafrika, welchem er angehörte. 1957 entwickelte der Künstler die erste Verschriftlichung der Bété-Sprache, zunächst in geschriebener Form, später folgte ein umfangreiches Verzeichnis von insgesamt 449 Piktogrammen: In Postkartengröße fertigte er für einsilbige Bété-Wörter je eine Kugelschreiber- oder Buntstiftzeichnung an. Das Alphabet Bété gilt als eines der Highlights der Ausstellung. Darüber hinaus begann Bouabré in den 1980er Jahren auch breiter gefächerte Themen auf gefundenem Karton zu illustrieren. Dazu zählen Alltagsszenen, Rituale von Ethnien, Wolkenformationen, Frauenrechte, Demokratie und das aktuelle politische Zeitgeschehen.
Angetrieben wurde Bouabrés umfangreiches Schaffen von einer prophetischen Vision, die er 1948 gehabt habe. Daraus entspringe der didaktische Ansatz, der seinem Œuvre zugrunde liegt: Durch das Sammeln, Bewahren und Weitergeben von Wissen beabsichtigte Bouabré nicht nur die Erinnerung an das Bété-Volk und seine Kultur, sondern sah darin auch ein Mittel für ein besseres Verständnis der Welt, sowohl auf persönliche als auch universelle Erfahrungen bezogen.