Die Winterausstellung des Statens Museum for Kunst in Kopenhagen überrascht in diesem Jahr mit optischer Illusion und Manipulation: Der gelernte Architekt und trickreiche Künstler Giovanni Battista Piranesi (1720-78) dominiert ab dem 4. November die Ausstellungsräume von Dänemarks Nationalgalerie. Ziel der Ausstellung Piranesi – Vision and Veracity (Piranesi – Vision und Wahrhaftigkeit) ist es, seine fließenden Grenzen zwischen Vision und Wahrhaftigkeit einerseits zu erfahren und andererseits seine Art der Manipulation kennenzulernen. Was er bereits im 18. Jahrhundert geschaffen hat, sind Szenarien, die heute aus der cineastischen und belletristischen Welt der Fantasy nur allzu vertraut sind. Mit seinen labyrinthischen Gängen und schwebenden Brücken diente Piranesi als Inspirationsquelle für Berufszweige wie Architektur, Film und Spieleentwicklung sowie für andere Künstlerinnen und Künstler. Bekannt ist er heute vor allen Dingen für seine Druckgrafiken, auf denen er es versteht, die Betrachtenden in ihrer Wahrnehmung zu manipulieren – etwa, indem er dramatische Elemente hinzufügt und Perspektiven verändert.
Um Wahrnehmung geht es auch im ausstellungsergänzenden Projekt des dänischen Künstlerduos AVPD. Ihre künstlerische Intervention ist von Piranesis Ideen inspiriert: Ein verspiegelter Korridor, der interaktiv betreten werden kann, untersucht die menschliche Wahrnehmung und Gestaltung des Raumes. Beim Betreten bleibt auch hier selbstverständlich nichts, wie es scheint, und so werden die Besuchenden auch hier an die Grenze zwischen Vision und Wahrhaftigkeit herangeführt. Besucht werden kann die Ausstellung bis zum 27. Februar 2022.