Fast eine Million Amerikaner sind seit 1999 an einer Überdosis von Opioid-Schmerzmitteln gestorben, die ihnen zumeist verschrieben worden waren. Auch Nan Goldin bekam nach einer Operation 2014 das Schmerzmittel Oxycontin und wurde abhängig. Seit ihrem Entzug engagiert sie sich gegen die Hersteller des Medikaments, die Familie Sackler. Als Richard Sackler vom zunehmenden Missbrauch in der Bevölkerung erfuhr, fragte er seine Mitarbeiter, wie viel Profit sie damit wohl machen können. Der Dokumentarfilm All the Beauty and the Bloodshed (2022), der in Venedig den Goldenen Löwen gewann und für den Oscar nominiert wurde, begleitet die Künstlerin bei ihren Protesten und arbeitet auch ihr bisheriges Leben auf. Dieses ist gut dokumentiert, denn die Künstlerin hat ihr Leben und das ihrer Freunde schonungslos fotografiert. Drogenmissbrauch, Nachtleben und häusliche Gewalt prägen ihr Werk, das mit seiner Schnappschussästhetik in den 1980er Jahren schnell die Museen eroberte und Goldin zu einer der bekanntesten Künstlerinnen der Gegenwart machte.
Zu ihren Schülerinnen zählt die Fotokünstlerin Sissi Farassat, und auch Wolfgang Tillmans wurde von ihr zu seinen frühen Arbeiten inspiriert. Im Jahr 2007 gewann Goldin den mit 2 Millionen Schwedischen Kronen (rund 200.000 Euro) dotierten Hasselblad Foundation International Award in Photography, der als weltweit bedeutendste Auszeichnung für Fotografen gilt. Am 12. September wird die in New York lebende Künstlerin 70 Jahre alt.