Die fehlende Finanzierung der Pavillons ist ein häufiger Grund, warum kleine oder dünn besiedelte Länder nicht an der Biennale Venedig teilnehmen können. 2022 hätte der namibische Pavillon debütiert – jetzt steht das Projekt eine Woche vor der Eröffnung auf der Kippe. Fast 400 Personen aus der namibischen Kunstszene hatten eine Petition eingereicht, da sie die Kunst ihres Landes nicht für angemessen repräsentiert halten. Daraufhin zogen sich die Hauptgeldgeber, Monica Cembrola und die Luxusreisegesellschaft Abercrombie & Kent, zurück. Was mit dem Pavillon nun passiert, ist noch unklar.
In der Petition wird argumentiert, dass der Künstler, der Namibia vertritt, schwerlich als Künstler bezeichnet werden könne. Der anonyme weiße Mann stellt unter dem Namen RENN aus, ist Namibier, aber wohnhaft in Johannesburg, Südafrika und arbeitet vor allem in der Tourismusbranche. Die Ausstellung bei der Biennale wäre sein künstlerisches Debüt gewesen. Eine überzeugende Verbindung zur namibischen Kunst- und Kulturszene ließe sich nur schwerlich erkennen.
Auch für den Kurator des Pavillons, Marco Furio Ferrario, war das Projekt Neuland. Er bezeichnet sich selbst als »strategischer Berater« und arbeitet seit 2014 ebenfalls in der Tourismusbranche in Namibia. Ferrario schlug dem namibischen Kulturministerium RENN als Vertreter für die Biennale vor. Seiner Ansicht nach sind die gezeigten Kunstwerke wichtiger für den Pavillon als die Biografie oder Herkunft des Urhebers. Da die Frist für offizielle Anmeldungen von Kunstschaffenden längst verstrichen ist, bleibt zurzeit offen, wie es mit dem Pavillon Namibias weitergeht.