Chika Aruga

Harmonisches Spiel aus Nähe und Distanz

Die phantasievollen Welten von Chika Aruga weiten den Blick und zeigen kleinste Details. Wir erkennen darin unsere alltägliche Umgebung wieder und sehen sie doch aus einer neuen Perspektive, denn unser gängiges Verständnis von Nähe und Distanz, Form und Struktur löst sich hier in Wohlgefallen auf.

von Felix Brosius, 22. October 2024
Chika- Aruga - Connection 1
Chika Aruga: Connection 1 (2022), Acryl auf Leinwand

Das Entschlüsseln der Malereien von Chika Aruga macht einfach Spaß. Zunächst einmal wird man von ihnen schon freundlich begrüßt mit einer angenehm harmonischen Farbkomposition und einer flirrenden Vielfalt an Formen und Figuren, die eine große Fröhlichkeit ausstrahlt und Neugier weckt. Vor allem aber gibt es in den Bildern jede Menge zu entdecken und das nicht nur mit den Augen, sondern auch mit der eigenen Phantasie. Da sind florale Elemente wie Blüten, Bäume und Blätter, tanzende Lichtpunkte wie kleine Insekten oder Blütenstaub, aber auch Landschaften, Häuser oder ganz Städte, die sich bei einem Blick durch das lebhafte Dickicht offenbaren. Dazwischen immer wieder farbige Flächen, die den Raum gliedern, Horizonte erschaffen und Tiefe erzeugen, und dabei, ohne wirklich leer zu sein, doch gefüllt werden wollen mit einer Idee des Betrachters, die der Szenerie einen Kontext verleiht.  

Chika Aruga - Encounter 14
Chika Aruga: Encounter 14 (2017), Acryl auf Leinwand

Die 1975 in Nagano geborene Künstlerin spielt in ihren Arbeiten geschickt mit Nähe und Distanz, Struktur und Figuration. So erscheinen ihre Kompositionen wie die Überlagerung zweier Perspektiven, ein fast mikroskopischer Blick auf filigrane Flora und kleinste Partikel legt sich wie bei der Doppelbelichtung eines Filmes über die weite Sicht auf ferne Gefilde und zivilisatorische Orte. Dabei entwickelt Aruga aus den Mustern und Strukturen, die sich im Mikro und Makro gleichermaßen finden, eine eigene Formsprache, die sich wie ein dritter Layer über ihre Bilder legt. So verschränken sich nicht nur Nah und Fern, das Detail und der Kosmos, sondern auch Gegenstand und Abstraktion, das Greifbare und die Idee. Die harmonische Einheit ist eben nie uniform, sie erwächst aus Vielfalt und Pluralität, aus vermeintlichen Gegensätzen, die einander bedürfen und bedingen. Dies macht die heute in Hamburg lebende Chika Aruga in ihren Bildern auf schönste Weise deutlich.

Chika Aruga - A utopia 9
Chika Aruga: A utopia 9 (2023), Acryl auf Leinwand
»Es ist ein Spiel der Mehrdeutigkeit zwischen der wahrgenommenen Realität und den Eventualitäten, die diese Realität jederzeit verändern können.«
Chika Aruga - Immerse 1
Chika Aruga: Immerse 1 (2021), Acryl auf Leinwand
Chika Aruga - The way 1
Chika Aruga: The way 1 (2016), Acryl auf Leinwand

Mehr über die Künstlerin: Artist Page von Chika ArugaArt.Salon

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Ellen Driscoll

Wir alle sind Protagonisten im Wandel der Zeit. In vielschichtigen Bildern und Skulpturen entwirft Ellen Driscoll ein komplexes Gewebe, das uns zeigt, wie unsere individuellen Schicksale mit den globalen Herausforderungen der Gegenwart verschmelzen.

von Felix Brosius, 15. October 2024
London, Tate Britain

Es war eines der bewegendsten Jahrzehnte in der Geschichte des Vereinigten Königreichs: die 1980er, geprägt von Streiks, Protesten, AIDS. Fotografinnen und Fotografen dokumentierten diese Zeit und wurden durch ihre Bilder zum Teil selbst zu politischen Aktivisten. Die Ausstellung The 80s: Photographing Britain eröffnet am 21. November in der Tate Britain in London.

21. November 2024