Der 1905 in Altenbögge bei Unna geborene Maler und Grafiker Fritz Winter (1905 – 1976) gilt als einer der bedeutendsten, abstrakten deutschen Maler der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er, der ehemalige Bauhausschüler, besuchte die Dessauer Reformschule von 1927 bis 1930 und durfte bei Oskar Schlemmer, Wassily Kandinsky und Paul Klee Malerei studieren. Die Zeit kurz vor der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten stellte insbesondere in der Kunst eine Phase des Umbruchs dar. Seinem Lebenswerk sowie dem von ihm besuchten Bauhaus widmet das Angermuseum in Erfurt ab dem 7. November 2021 die retrospektiv angelegte Ausstellung Fritz Winter. Durchbruch zur Farbe mit Leihgaben aus öffentlichen und privaten Sammlungen.
Winter war stets der Avantgarde zugetan und so steht er bis heute für die Generation Aufbruch in der jungen BRD – ein Dorn im Auge der Nationalsozialisten: 1933 entzieht man ihm den Lehrauftrag an der Pädagogischen Akademie in Halle a. d. Saale, 1937 wird seine Arbeit als »Entartete Kunst« eingestuft, seine Werke werden in öffentlichen Sammlungen beschlagnahmt und ihm wird ein Malverbot auferlegt. Nach dem Krieg, seinem Pflichtdienst und seiner Gefangenschaft kehrt Winter 1949 zurück und fungiert als Mitbegründer der Künstlergruppe ZEN 49 in München. 1955 folgen die Teilnahme an der documenta I in Kassel sowie eine Professur an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste, ebenfalls in Kassel. In der DDR ist er der Öffentlichkeit zwar weniger präsent, gilt dort aber als Geheimtipp für jüngere Künstlerinnen und Künstler.
Anlass zur Ausstellung gaben nicht nur das Bauhaus-Jubiläum, sondern auch die rund 70 Jahre, die seit Winters erster Werkschau 1950 in Hagen im Karl-Ernst-Osthaus-Museum vergangen sind sowie die mittlerweile gut 90 Jahre seit seinem ersten Gastspiel in Erfurt. Mit Fritz Winter. Durchbruch zur Farbe möchte sich das Angermuseum nun erneut dem Werk des Künstlers annähern. Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Fritz-Winter-Haus in Ahlen sowie dem Emil-Schumacher-Museum in Hagen, wo sie zuvor in abgewandelter Form gezeigt wurde. In Erfurt kann sie bis zum 6. Februar 2022 besucht werden.