Die nur 14 Jahre währende Geschichte des Bauhauses ist von vielen Höhen und Tiefen geprägt. Insgesamt dreimal wurde es aus politischen Gründen geschlossen, beim letzten Mal 1933 für immer. Die radikalen neuen Ideen, Kunst und Handwerk zu vereinen, Künstler und Künstlerinnen gleichzustellen und auch das gemeinsame Leben der Studierenden auf einer Art Campus waren seit der Gründung 1919 massiver Kritik ausgesetzt. Da das Bauhaus in Weimar staatlich gefördert wurde, verlangte die thüringische Landesregierung 1922, die bisherigen Errungenschaften öffentlich zu präsentieren. Trotz Bedenken der Professoren um den Direktor Walter Gropius, die den Zeitpunkt für zu früh hielten, planten sie eine umfangreiche Ausstellung. Sie eröffnete mit einigen Wochen Verspätung am 15. August 1923 und dauerte bis zum 30. September. Circa 15.000 Besucher sahen die Schau, die viele Kritiker begeistert rezipierten. Der Grundstein für eine neue Ära des Designs und der funktionalen Gestaltung war gelegt. Auch nach der Schließung des Bauhauses durch die Nationalsozialisten inspirierten die Ideen des Bauhauses nachfolgende Generationen zu innovativen Konzepten.
Eines der Highlights war das Musterhaus Am Horn nach einem Entwurf von Georg Muche. Das weiße, quadratische, einstöckige Wohnhaus stellte bisherige Wohngewohnheiten auf den Kopf. Die äußere Form überzeugte nicht, die Raumaufteilung im Inneren begeisterte dafür umso mehr. Um ein zentrales, quadratisches Wohnzimmer mit Oberlicht gliedern sich Küche, Esszimmer, Bad, Kinderzimmer (der zweitgrößte Raum), das Zimmer der Dame, das Zimmer des Herrn, ein Gästezimmer und eine Arbeitsnische. Das Haus war wegen des verwendeten Schlackebetons innerhalb von nur vier Monaten errichtet und für seine Zeit außerordentlich gut isoliert – lediglich der Beton verströmte einen unangenehmen Geruch, weshalb oft gelüftet werden musste. Bis 1998 diente das Musterhaus Am Horn, das von Kritikern »Haus für Marsbewohner« genannt wurde, als Wohnhaus, seither fungiert es als Museum.