Wien Künstlerhaus Vereinigung: »Loving Others – Modelle der Zusammenarbeit«

Das Phänomen Kollektivität

Die documenta fifteen hat gezeigt, wie angesagt die Arbeit im Kollektiv ist. Die Ausstellung Loving Others – Modelle der Zusammenarbeit im Künstlerhaus Wien schlägt ab dem 13. Oktober in dieselbe Kerbe wie die Weltkunstausstellung in diesem Jahr – zumindest, was den Sinn für Kollektivität anbelangt. 

13. October 2022
Karpo Godina, On the Art of Loving or a Film with 14441 Frames, 1972, Filmstill
Courtesy of Slovenian Cinematheque
Karpo Godina, On the Art of Loving or a Film with 14441 Frames, 1972, Filmstill

Die documenta fifteen hat es dieses Jahr erstmals gewagt: Sie überließ das Ruder einem Kollektiv, der ruangrupa. Zugleich lief das auch aus dem Ruder. Schuld war daran aber gewiss nicht die Arbeitsform. Denn die birgt jede Menge guter Ideen: Die Gruppenarbeit fixiert sich nicht nur darauf, viele Ideen und Perspektiven einzubringen, sondern auch darauf, utopisch anmutende, bewusst gewagte alternative Lebens- und Arbeitsformen zu entfesseln. Konkurrenz und Gewinnmaximierung schieben die Kollektive eher ins Abseits. Die elementaren Bestandteile, aus denen sich ein Verbund formt, sind: ein produktiver Gedankenaustausch und eine emotionale Bindung. Zwar sei es laut Künstlerhaus Wien so, dass sich Kunstschaffende oft nach ihrer ersten Ausbildung in einem Alter zwischen 25 und 30 Jahren zusammentäten und bald wieder auflösten, doch sei die Vielfalt der Teambildung so groß wie die künstlerische Ausdrucksform an sich. 

Diesem aktuell wieder aufkeimenden Phänomen trägt das Wiener Museum ab dem 13. Oktober Rechnung: Die Ausstellung Loving Others stellt Modelle der Zusammenarbeit vor. Bewusst nimmt sie auch den Teil des »konstruktiven Scheiterns« mit auf. Das Künstlerhaus fokussiert sich dabei auf jüngere Arbeiten, die viel über den Ansatz der künstlerischen Zusammenarbeit und spezifische Arbeits- und Beziehungsformen verraten. Zwei Kollektive, die Bar du Bois und das Kollektiv ZIP Group, haben eigens für Loving Others jeweils einen in-situ-Beitrag konzipiert. Und auch die documenta-erprobte ruangrupa ist bei der Ausstellung vertreten. Mit dem Kurzfilm On the Art of Loving or a Film with 14441 Frames aus dem Jahr 1972 lockt das Künstlerhaus außerdem zur Ausstellung. Es sei eine besonders spitzfindige Art der Gemeinschaftsarbeit. Den Film hat die jugoslawische Armee in Auftrag gegeben, er stammt von Karpo Godinas, der damals selbst seinen Militärdienst absolvierte. Wer eintauchen möchte in das Experiment Gruppenarbeit, hat dafür bis zum 15. Januar Zeit. Art.Salon

Klitclique & Anna Spanlang Zu zweit, 2020, Videostill
Courtesy of sixpackfilm
Klitclique & Anna Spanlang Zu zweit, 2020, Videostill

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