Als der nigerianische Kurator Okwui Enwezor 2002 die documenta 11 eröffnete, deren künstlerischer Leiter er war, galt sein postkolonialer Ansatz als radikal. 20 Jahre später ist das Thema in der Kunst- und Kulturwelt angekommen. Die Sharjah Biennial 15: Thinking Historically in the Present fügt nun eine weitere Perspektive zur Diskussion hinzu. In der schnell wachsenden Millionenstadt Schardscha in den Vereinigten Arabischen Emiraten steht die lokale Kolonialisierungsgeschichte während der Biennale stellvertretend für viele arabische Schicksale. Mehr als 150 Kunstschaffende – zum Teil in Kollektiven – aus über 70 Ländern nehmen an der Sharjah Biennial 15 teil. Sie findet vom 7. Februar bis zum 11. Juni statt und ist frei zugänglich.
Der wegweisende Kurator Enwezor entwarf das Konzept, das die Kuratorin Hoor Al Qasimi weiterentwickelte und nun umsetzt. Enwezor starb 2019 an den Folgen einer Krebserkrankung. Als Höhepunkt seiner Karriere gilt die künstlerische Leitung der 56. Biennale von Venedig (2015), deren Fokus auf politischen Ideen lag. Von 2011 bis 2018 war Enwezor außerdem Leiter des Hauses der Kunst in München.