Art Center Tokyo: »Spinning Crocodiles«, Tamura Satoru

Das Geheimnis der drehenden Krokodile

Das Art Center Tokyo feiert sein fünfzehnjähriges Bestehen ab dem 15. Juni mit Spinning Crocodiles, eine Einzelausstellung des zeitgenössischen Künstlers Tamura Satoru. Eine Ansammlung drehender Krokodile, von denen der Künstler selbst nicht weiß, weshalb sie das tun.

14. June 2022
Tamura Satoru meets Kawaguchi Munichipal Maekawahigashi Elementary School, “We Are Spinning Crocodiles”, 2019, ATLIA, Kawaguchi Art Gallery, installation view
ATLIA, Kawaguchi Art Gallery, Installationsansicht | Foto von Kaneda Kozo
Tamura Satoru trifft die Kawaguchi Munichipal Maekawahigashi Grundschule, “We Are Spinning Crocodiles”, 2019

15 Jahre National Art Center, Tokyo: Das Museum feiert das Jubiläum ab dem 15. Juni mit einer Soloshow des zeitgenössischen Künstlers Tamura Satoru (*1972). Im Zentrum stehen seine farbenfrohen Skulpturen, die Spinning Crocodiles, die der Ausstellung ihren Namen geben. Das National Art Center, Tokyo arrangiert sie zu einer groß angelegten Installation, deren Mitte ein 12 Meter langes Krokodil bildet. Tamura Satoru humorvolle Arbeit rüttelt an den etablierten Wertvorstellungen der Kunstbranche und sinniert über die Frage »Was ist Kunst?«. Ein Besuch lohnt sich sowohl für Erwachsene als auch für Kinder, weil die Veranstaltung von der äußerst freien und teils infantilen Fantasie des Künstlers zeugt. 

Zu seinen Spinning Crocodiles hält Tamura Satoru eine Anekdote bereit: Er erzählt, wie er in seinem dritten Studienjahr ein Projekt mit Elektrizität umsetzen sollte. Er habe keine Ahnung von der Thematik gehabt und ging am Tag vor der Abgabe mit dem Gedanken zu Bett, das umzusetzen, was ihm auch immer am nächsten Morgen in den Kopf schoss. Vor seinem inneren Auge erschienen dann, warum auch immer, sich drehende Krokodile.  

Kurz darauf entstand der Prototyp zu den Spinning Crocodiles: ein viereinhalb Meter langes Krokodil, das sich mit 30 Umdrehungen pro Minute drehte (1994). Ein Schlüsselmoment für Tamura Satoru: Er entdeckte seine eigene schöpferische Kraft, die der Idee vorausging. Mehrere Jahre lang führte er dann Arbeiten nach diesem Muster durch. Dabei habe er sich immer gefragt, warum sich die Krokodile eigentlich drehen, bis ihm bewusst geworden sei, dass nicht die rotierenden Krokodile selbst essentiell für die Bedeutung seien, sondern der Umstand, dass sie es täten, obwohl er nicht wisse warum – er rät dem Publikum deshalb: »Fragen Sie nicht, warum sich Krokodile drehen.« Das National Art Center, Tokyo zeigt die Spinning Crocodiles bis zum 18 Juli. Art.Salon

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