Museum Folkwang Essen: »Chagall, Matisse, Miró – Made in Paris«

Als die Grafik Paris eroberte

Paris galt insbesondere vor rund hundert Jahren als das Epizentrum künstlerischer Bewegungen. Nicht nur Stilrichtungen, auch Techniken eroberten die Metropole im Sturm. Das 19. Jahrhundert neigt sich dem Ende, als die gesamte Kunstszene beginnt, die Druckgrafik zu feiern. Auch die Größten ihrer Zeit entdecken das Medium für sich – das Museum Folkwang erzählt den Hype ab dem 1. September nach. 

01. September 2023
Joan Miró, Paysage (Landscape), 1924/25, oil on canvas, 69.5 x 64.5 cm
© Successió Miró / VG Bild-Kunst, Bonn 2023, Foto: Museum Folkwang, Essen
Joan Miró, Paysage (Landschaft), 1924/25, Öl auf Leinwand, 69,5 x 64,5 cm

Das Museum Folkwang in Essen fokussiert sich ab dem 1. September auf Paris als Zentrum für originalgrafische Kunstwerke. Die ganz großen Künstler wandten sich der Technik vermehrt ab dem 20. Jahrhundert zu – kennen- und lieben gelernt hatten sie diese bereits im späten 19. Jahrhundert vermittels Druckgrafiken und lithografischen Originalplakaten. Die Radierungen und Lithografien von Koryphäen wie Pierre Bonnard, Henri Matisse, Pablo Picasso und Marc Chagall hatten gegenüber der klassischen Malerei den Vorteil, dass sie damit noch mehr Menschen erreichen konnten. Sie ließen die französische Metropole zum Hauptgeschehensort des Mediums avancieren. Die Ausstellung Chagall, Matisse, Miró – Made in Paris spielt die geschichtlichen Entwicklungen nach, indem sie Arbeiten der Pariser Drucktradition vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis heute zeigt. 

Vor allem die sogenannten Künstlerbücher mit Originalgrafiken waren im Paris des frühen 20. Jahrhunderts beliebt. Die Kunstschaffenden bekamen so die Gelegenheit, den Text mithilfe ihrer Bildmotive zu illustrieren und zu kommentieren. Verleger wie Ambroise Vollard, Tériade oder Aimé Maeght und spezialisierte Druckwerkstätten trugen dann ihren Teil zur Verbreitung bei. Gebunden waren die Bücher nicht, wie man irrtümlicherweise annehmen könnte. Vielmehr handelte es sich dabei um eine Art Portfolio, bestehend aus Einzelblättern. Das Museum Folkwang präsentiert anlässlich der Ausstellung Arbeiten aus der eigenen Sammlung und ergänzt sie durch private wie öffentliche Leihgaben. Die Besuchenden dürfen sich auf bekannte Künstler und zeitgenössische Positionen freuen – das Museum belebt den Pariser Grafikboom mit Namen wie Max Ernst, Pablo Picasso oder Edvard Munch wieder und lässt ihn mit neueren Vertretern wie Jim Dine und David Lynch fortbestehen. Made in Paris endet am 7. Januar 2024. Art.Salon

Icare (Ikarus), 1947, Blatt 1 aus dem Portfolio Jazz, Druckgrafik, 42 x 65,5 cm
© Succession H. Matisse / VG Bild-Kunst, Bonn 2023, Foto: Museum Folkwang, Essen
Icare (Ikarus), 1947, Blatt 1 aus dem Portfolio Jazz, Druckgrafik, 42 x 65,5 cm

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Berlin: Retrospektive von Nan Goldin in der Neuen Nationalgalerie

Mit einer umfassenden Ausstellung würdigt die Neue Nationalgalerie Nan Goldins Werk aus den letzten 45 Jahren. Die Fotografin eroberte mit ihrer Schnappschuss-Ästhetik die Kunstwelt und gilt als eine der einflussreichsten Künstlerinnen unserer Zeit. Nan Goldin: This Will Not End Well ist ab dem 23. November in Berlin zu sehen.

22. November 2024
London, Tate Britain

Es war eines der bewegendsten Jahrzehnte in der Geschichte des Vereinigten Königreichs: die 1980er, geprägt von Streiks, Protesten, AIDS. Fotografinnen und Fotografen dokumentierten diese Zeit und wurden durch ihre Bilder zum Teil selbst zu politischen Aktivisten. Die Ausstellung The 80s: Photographing Britain eröffnet am 21. November in der Tate Britain in London.

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