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Guido Reni
Heilige Magdalena
Estimate: 350.000 - 400.000 EUR
Price realised: 730.800 EUR
Price realised: 730.800 EUR
Description
Öl auf Leinwand (doubliert). 70 x 56 cm.
Im Rahmen einer Ausstellung der Princeton University 1997 wurde dieses bis dahin nicht publizierte Bild von Guido Reni erstmals öffentlich gezeigt. Dabei konnte es mit einer Darstellung der Heiligen Magdalena identifiziert werden, das 1709 in die Sammlung Spinola als ein diplomatisches Geschenk der Stadt Bologna an Kardinal San Cesareo gelangte. 1790 beschrieb Antonio Ratti das sich im Palazzo Spinola in der Via Luccoli in Genua befindende Gemälde als “una mezza figura della Maddalena di Guido: pittura di bellezza soprendevole e rara” (eine Halbfigur der Magdalena von Guido: Malerei von einnehmender und seltener Schönheit). Das Bild kann auch mit einer “Una Santa Maria Maddalena in mezza figura in tela da testa, la quale stà contemplando il Chricifissi con una stesta di morto a canto con cornice a tre ordini d´intagli et attaccaglio di fogliame dorato. Di Guido” (Eine Heilige Maria Magdalena in halber Figur, Leinwandbild, die das Kreuz anblickt mit einem Totenschädel… v
Der „Legenda Aurea“ zufolge lebte Maria Magdalena die letzten Jahre ihres Lebens als Büßerin in einer Höhle. Bei ihrer künstlerischen Darstellung entwickelte sich im späten 16. Jahrhundert der Typus einer halbentblößten, himmelwärts blickenden jungen Frau mit langen, blonden Haaren und herabfließenden Tränen. Eines der bekanntesten Darstellungen dieses Prototyps schuf Tizian (siehe Lot 2017). Auch Reni hat diesen Bildtypus häufig ausgeführt, etwa in seiner „Büßenden Magdalena“ in Baltimore, die um 1635 datiert wird und damit eines seiner späteren Werke ist.
Die vorliegende „Magdalena“ hingegen folgt diesem ikonographischen Kanon nicht. Reni rückt die junge Frau sehr nah an den Bildrand heran. Dabei stützt sie ihren Kopf in meditativer Pose mit der rechten Hand, während die linke neben dem Totenschädel und dem aufgestellten Kruzifix ruht, auf den der Blick und die Gedanken der Heiligen gerichtet sind. Um ihre Schultern liegt ein blass-violettes Tuch, das Ihren Körper völlig bedeckt. Derart abweichend von der Ikonographie-Tradition der Heiligen Magdalena hat Reni mit diesem Bildnis ein einfühlsames und anmutiges Vanitas-Bild geschaffen.
1601 war der 26jährige Guido Reni nach Rom gezogen. Dort hatte die dramatische und sinnliche Malerei Caravaggios die Kunstszene derart aufgewirbelt, dass weder der junge Rubens noch der aus Bologna zugezogene Reni davon unberührt bleiben konnten. In kaum mehr als einer handvoll Werke Guido Renis ist die Wirkung Caravaggios zu spüren, darunter in seinem „David mit dem Haupt des Holofernes“ (Musée du Louvre), in seiner „Heiligen Katharina“ (Museo del Prado) oder in der berühmten „Kreuzigung des Heiligen Petrus“ (Vatikanische Museen). Allerdings interpretiert Reni den großen Meister - und Rivalen - auf seine Weise. Er nahm dessen „chiaroscuro“ seine Schärfe und modelliert das Inkarnat weicher und flüssiger, sein Stil ist geschmeidiger, seine Figuren „himmlischer“ – daher das Adjektiv „divino“, das seinem Namen häufig hinzugefügt wird. Die ikonographischen Freiheiten, die realistische Darstellung sowie auch das Kolorit der vorliegenden Magdalena sind als
Wir danken Frau Dr. Stefania Girometti für hilfreiche Unterstützung bei der Bearbeitung dieses Lots.
1709 als Geschenk an den Kardinal von San Cesareo. Im Erbgang an die Familie Spinola, Genua bis ca. 1800. - Marchese Edilio Raggio, Genua bis ca. 1940. - Marco Grassi, New York. - Privatsammlung Schweiz. - Matteo Grassi, Grassi Studio, New York. - Deutsche Privatsammlung.
Im Rahmen einer Ausstellung der Princeton University 1997 wurde dieses bis dahin nicht publizierte Bild von Guido Reni erstmals öffentlich gezeigt. Dabei konnte es mit einer Darstellung der Heiligen Magdalena identifiziert werden, das 1709 in die Sammlung Spinola als ein diplomatisches Geschenk der Stadt Bologna an Kardinal San Cesareo gelangte. 1790 beschrieb Antonio Ratti das sich im Palazzo Spinola in der Via Luccoli in Genua befindende Gemälde als “una mezza figura della Maddalena di Guido: pittura di bellezza soprendevole e rara” (eine Halbfigur der Magdalena von Guido: Malerei von einnehmender und seltener Schönheit). Das Bild kann auch mit einer “Una Santa Maria Maddalena in mezza figura in tela da testa, la quale stà contemplando il Chricifissi con una stesta di morto a canto con cornice a tre ordini d´intagli et attaccaglio di fogliame dorato. Di Guido” (Eine Heilige Maria Magdalena in halber Figur, Leinwandbild, die das Kreuz anblickt mit einem Totenschädel… v
Der „Legenda Aurea“ zufolge lebte Maria Magdalena die letzten Jahre ihres Lebens als Büßerin in einer Höhle. Bei ihrer künstlerischen Darstellung entwickelte sich im späten 16. Jahrhundert der Typus einer halbentblößten, himmelwärts blickenden jungen Frau mit langen, blonden Haaren und herabfließenden Tränen. Eines der bekanntesten Darstellungen dieses Prototyps schuf Tizian (siehe Lot 2017). Auch Reni hat diesen Bildtypus häufig ausgeführt, etwa in seiner „Büßenden Magdalena“ in Baltimore, die um 1635 datiert wird und damit eines seiner späteren Werke ist.
Die vorliegende „Magdalena“ hingegen folgt diesem ikonographischen Kanon nicht. Reni rückt die junge Frau sehr nah an den Bildrand heran. Dabei stützt sie ihren Kopf in meditativer Pose mit der rechten Hand, während die linke neben dem Totenschädel und dem aufgestellten Kruzifix ruht, auf den der Blick und die Gedanken der Heiligen gerichtet sind. Um ihre Schultern liegt ein blass-violettes Tuch, das Ihren Körper völlig bedeckt. Derart abweichend von der Ikonographie-Tradition der Heiligen Magdalena hat Reni mit diesem Bildnis ein einfühlsames und anmutiges Vanitas-Bild geschaffen.
1601 war der 26jährige Guido Reni nach Rom gezogen. Dort hatte die dramatische und sinnliche Malerei Caravaggios die Kunstszene derart aufgewirbelt, dass weder der junge Rubens noch der aus Bologna zugezogene Reni davon unberührt bleiben konnten. In kaum mehr als einer handvoll Werke Guido Renis ist die Wirkung Caravaggios zu spüren, darunter in seinem „David mit dem Haupt des Holofernes“ (Musée du Louvre), in seiner „Heiligen Katharina“ (Museo del Prado) oder in der berühmten „Kreuzigung des Heiligen Petrus“ (Vatikanische Museen). Allerdings interpretiert Reni den großen Meister - und Rivalen - auf seine Weise. Er nahm dessen „chiaroscuro“ seine Schärfe und modelliert das Inkarnat weicher und flüssiger, sein Stil ist geschmeidiger, seine Figuren „himmlischer“ – daher das Adjektiv „divino“, das seinem Namen häufig hinzugefügt wird. Die ikonographischen Freiheiten, die realistische Darstellung sowie auch das Kolorit der vorliegenden Magdalena sind als
Wir danken Frau Dr. Stefania Girometti für hilfreiche Unterstützung bei der Bearbeitung dieses Lots.
1709 als Geschenk an den Kardinal von San Cesareo. Im Erbgang an die Familie Spinola, Genua bis ca. 1800. - Marchese Edilio Raggio, Genua bis ca. 1940. - Marco Grassi, New York. - Privatsammlung Schweiz. - Matteo Grassi, Grassi Studio, New York. - Deutsche Privatsammlung.
Upper estimate price exceeded by 83 %.
This artwork by Guido Reni achieved an unexpectedly high price at Lempertz in Cologne in May this year. In the Alte Kunst auction, the work Heilige Magdalena sold for EUR 730,800.00 - well above the upper estimate of EUR 400,000.00. Admittedly, works by Guido Reni have also been auctioned for a multiple of this price - according to our records, the highest result so far was achieved by the work David With The Head Of Goliath in July 2012 with an auction result of GBP 3,177,250.00 (€ 4,046,962.53).
Oberer Schätzpreis um 83 % übertroffen
Dieses Kunstwerk von Guido Reni erzielte im Mai diesen Jahres bei Lempertz in Köln einen unerwartet hohen Preis. In der Auktion Alte Kunst wurde die Arbeit Heilige Magdalena für EUR 730.800,00 versteigert – und damit weit über dem oberen Schätzpreis von EUR 400.000,00. Freilich wurden Arbeiten von Guido Reni auch schon für ein Vielfaches dieses Preises versteigert – das bisher höchste Ergebnis erzielte nach unseren Aufzeichnungen die Arbeit David With The Head Of Goliath im Juli 2012 mit einem Auktionsergebnis von GBP 3.177.250,00 (€ 4.046.962,53).