Paula Rego. Dieser Name steht seit den 1990ern für teils kontroverse Gemälde, die sich mit der ungleichen Rolle von Frauen in der Gesellschaft auseinandersetzen – und das in vermeintlich gleichberechtigten europäischen Ländern. Ihre Reihe The Abortion Pastels von 1998 zeigt den Ablauf und die Folgen illegaler Abtreibungen; eine direkte Reaktion auf ein abgelehntes Referendum im Jahr zuvor, das die Abtreibungsgesetze in Portugal lockern sollte. Ein anderes bekanntes Werk ist The Dog Woman von 1994: Eine Frau hockt wie ein wildes Tier auf dem Boden und sieht unterwürfig nach oben, ein Symbol der gesellschaftlichen Unterdrückung von Frauen.
Schon als junge Frau fertigte die 1935 geborene Rego Kunstwerke, die mit unangenehmen Themen Widerstand bei den Betrachtenden hervorriefen. Ihre Collagen, die insbesondere das diktatorische Regime von Oliveira Salazar in Portugal kritisierten, sorgten 1965 für heftige Debatten. Kurz darauf diagnostizierte man Regos Ehemann mit Multipler Sklerose. Den neuen Familienalltag verarbeitete Rego bis zum Tod ihres Mannes in den späten 1980ern in Gemälden. Zu dieser Zeit fokussierte sich sie immer mehr auf Frauendarstellungen, die ihren Bekanntheitsgrad außerhalb Portugals und Englands in den 1990ern begründeten. Es folgten Ausstellungen in großen Häusern wie der National Gallery in London oder dem Tate Britain sowie 1989 eine Nominierung für den Turner-Preis als eine der ersten Frauen. Am 8. Juni 2022 verstarb sie nach kurzer Krankheit in London.