
Skulpturaler Tanz zwischen Nähe und Distanz
Juliette Mangenot formt Skulpturen als Spiegelbild menschlicher Beziehungen. Sie erscheinen wie ein Tanz zwischen Nähe und Distanz, Geborgenheit und Verlustangst. Formschöne memento mori menschlicher Beziehungen.

Die Skulpturen der Bildhauerin Juliette Mangenot sind abstrakt und zeigen doch eine tiefe Realität. Ihre organischen Formen erstrecken sich in die Höhe und legen Assoziationen an menschliche Körper nahe. Und genau so sind sie auch zu lesen: Sie zeigen das Wesen des Menschen, das für Mangenot aus dessen Verbindung zu anderen erwächst. Diese Verbindung ist für sie existenziell und doch voller Widersprüche. Aus Nähe erwächst Geborgenheit ebenso wie die Angst vor dem Verlassenwerden. Beziehungen tragen stets die Gefahr der Trennung in sich – nicht ganz so unvermeidlich wie das Leben den Tod, aber doch als wesensimmanenten Dorn. Die Künstlerin hinterfragt emotionale Abhängigkeiten und bringt in ihren Skulpturen die verschlungenen Pfade menschlicher Beziehungen zum Ausdruck. Schönheit und Harmonie, Veränderung und Aufbruch übersetzen sich ebenso in eine unmittelbar zugängliche Formsprache wie das Ringen zwischen Nähe und Distanz oder das fragmentarische Beziehungsgeflecht eines Lebenswegs.

Obwohl die in Paris lebende Künstlerin schon als Teenager in der Bildhauerwerkstatt von Hans Marks Grundlagen der skulpturalen Arbeit erlernte, dauerte es danach noch 25 Jahre, bis sie sich selbst als Bildhauerin verstand. So studierte sie zunächst Grafikdesign an der Penninghen Kunsthochschule für Art Direction und Innenarchitektur in Paris. Anschließend arbeitete sie 20 Jahre als Grafikdesignerin, aber nicht, ohne nebenbei auch frei künstlerisch tätig zu sein. Ihr Metier war allerdings für lange Zeit die Druckgrafik, mit der sie bereits als Studentin während eines Erasmus-Aufenthalts in Norwegen in Berührung kam. Auf der Suche nach Wegen, in ihrer künstlerischen Arbeit eine weitere Dimension und räumliche Tiefe zu erschließen, beschäftigte sie sich mit Metallarbeiten, absolvierte schließlich eine Ausbildung zur Schmuckdesignerin und war insbesondere von den Gestaltungsmöglichkeiten bei der Arbeit mit Wachs fasziniert. Nun fühlte sie sich nur noch von dem kleinen Maßstab in der Schmuckgestaltung limitiert und entdeckte so die Bildhauerei als ideales Medium für ihren kreativen Ausdruck.



Mehr über die Künstlerin: Artist Page von Juliette Mangenot
Dive deeper into the art world
Die Schönheit unvollkommener Präzision
In einem freien Tanz nach verborgenen Regeln formt sich ein wild geordneter Schwarm aus Punkten und Linien zu komplexen Strukturen zwischen Ordnung und Freiheit, choreographiert von Agata Kycia zu einer spannungsreichen Aufführung von innerer Schönheit und Kohärenz.