Verhüllt, um gesehen zu werden

Manche Aspekte werden durch das Verbergen erst wirklich sichtbar, durch Verfremdung erst richtig authentisch. So scheint es auch mit den Figuren in den Malereien von Christian Boehmer, die ihren Kopf unter einer Papiertüte verborgen haben und dadurch eine nur umso stärkere Präsenz entfalten. Die Körper, ihre Bewegung, Gesten und Dynamiken rücken in den Mittelpunkt des Ausdrucks, während sich zugleich das verhüllte Gesicht nur im geistigen Auge des Betrachters zeigt und sich damit für jeden anders darstellt. So entsteht ein ganz besonderer Dialog zwischen den Protagonisten und ihren Zuschauern - unverfälscht, körperlich, direkt und verletzlich initiiert von den einen, subjektiv aufgegriffen von den anderen, vielleicht irritiert, überrascht oder gar ratlos, denn die Kompositionen von Boehmer haben auch über die verborgenen Gesichter hinaus durchaus rätselhafte Elemente, wirken mitunter surreal und fordern mit Nachdruck ein, entschlüsselt zu werden, in der stillen Gewissheit, einige Rätsel niemals preiszugeben.

Christian Boehmer, 1984 in Bad Kreuznach geboren, lebt heute in Köln und lässt dort in seinem Atelier mit Acryl, Buntstift und Ölfarbe seine Figuren sichtbar werden. Er arbeitet auf Leinwand, Karton oder Holz und verstärkt mitunter die Energie seiner Charaktere, indem er ihre expressiven Bewegungen physisch mit Cutouts nachzeichnet, ihre ausladenden Gesten über den Rahmen hinauswachsen lässt. Ebenfalls nahezu jeden Rahmen sprengen seine großformatigen Murals, denn Boehmer hat auch einen festen Platz in der Streetart und bespielt ganze Häuserwände großformatig mit Personen unserer Zeit, die sich verbergen, um gesehen zu werden.

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