Berlin: Semiha Berksoy im Hamburger Bahnhof

»The Woman of Firsts«: Retrospektive von Semiha Berksoy

Mit ihrer ersten umfassenden Retrospektive in Deutschland ehrt der Hamburger Bahnhof in Berlin die türkische Malerin und Opernsängerin Semiha Berksoy. Über 80 ihrer Gemälde und Zeichnungen sind dort ab dem 06. Dezember in der gleichnamigen Ausstellung zu sehen.

04. December 2024
Semiha Berksoy, My Mother Playing the Oud, 1958
© Courtesy der Nachlass Semiha Berksoy und GALERIST
Semiha Berksoy, My Mother Playing the Oud, 1958, Öl auf Hartfaserplatte, 99 x 69 cm

Zuletzt konnte man ein Werk von ihr auf der diesjährigen Biennale von Venedig sehen: Die türkische Opernsängerin und Malerin Semiha Berksoy (1910-2004) war mehrfach auf internationalen Biennalen vertreten. 26 Gemälde waren auf der 51. Biennale von Venedig (2005) zu sehen, außerdem beteiligte sie sich an der 5. Istanbul Biennale (1997) und an der Manifesta 2 (1998) in Luxemburg. Nun stellt der Hamburger Bahnhof in Berlin ihre erste Retrospektive in Deutschland vor: die Ausstellung Semiha Berksoy umfasst über 80 Gemälde und Zeichnungen, die von Archivmaterial wie Dokumenten und seltenen Film- und Tonaufnahmen begleitet und in ihren zeitlichen Kontext gestellt werden. So vermittelt die Ausstellung einen Eindruck von Berksoys kulturellem Einfluss in Europa und vor allem in der Türkei.

In ihrer über 60 Jahre währenden künstlerischen Tätigkeit kristallisierten sich in ihrem malerischen Werk zentrale Themen heraus: die enge Beziehung zu ihrer Mutter, der Malerin Fatma Saime, die an der Spanischen Grippe verstarb, als Berksoy acht Jahre alt war, bedeutende Opernrollen, die sie spielte, und wichtige biografische Ereignisse. Sie bezeichnete die Malerei als so wichtig für ihr Leben wie Essen, doch ihr Werk war für sie eine sehr persönliche Angelegenheit. Erst ab 1969 zeigte Berksoy ihre Gemälde und Zeichnungen öffentlich. Zu sehen ist eine Auswahl vom 06. Dezember 2024 bis zum 11. Mai 2025 im Hamburger Bahnhof.

Semiha Berksoy, Nude (Self Portrait), 1996
© Courtesy der Nachlass Semiha Berksoy und GALERIST
Semiha Berksoy, Nude (Self Portrait), 1996, Öl auf Hartfaserplatte, 70 x 50 cm

Semiha Berksoy wurde in ihrer Heimat als »diamond among Turkish female vocalists« bezeichnet. Mit Anfang 20 feierte sie große Erfolge an der Oper und erhielt von der Regierung ein Stipendium, um ab 1936 für drei Jahre an der Hochschule für Musik in Berlin studieren zu können. Auch in Berlin faszinierte sie mit ihrer Stimme das Publikum. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs kehrte Berksoy in die Türkei zurück. Außerdem trug die Künstlerin, die auch als Bildhauerin, Schauspielerin, Kostümdesignerin und Performancekünstlerin aktiv war, den Spitznamen »Woman of Firsts«: Beispielsweise spielte sie die weibliche Hauptrolle im ersten türkischen Tonfilm Istanbul sokaklarinda (1931), sie war die erste türkische Opernsängerin und Solistin der Staatsoper Ankara, die erste türkische Sopranistin auf der Bühne einer europäischen Oper (in Berlin) und sie wurde als erste weibliche Opernkünstlerin im öffentlichen Sektor mit dem Atatürk-Opernpreis ausgezeichnet.Art.Salon

Semiha Berksoy, Portrait
© Courtesy der Nachlass Semiha Berksoy und GALERIST
Semiha Berksoy, Portrait

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