Christiane Fleissner

Struktur in Raum und Zeit

Die Münchner Künstlerin Christiane Fleissner wirft in ihren Arbeiten einen ungewohnten Blick auf die grundlegenden Strukturen unserer Realität. Sie lädt uns ein, unser Verständnis von Raum und Zeit zu hinterfragen und ein neues Empfinden der Dimensionen in ihrem Wechselspiel zu entwickeln.

von Felix Brosius, 17. September 2024
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Ewigkeit für Anfänger I (2023) by Christiane Fleissner

Den Raum kann man aktiv durchschreiten, Distanzen ermessen und Strecken überwinden, man kann sich in jede Richtung und jederzeit zum Ausgangspunkt zurückkehren, die Zeit hingegen zieht unweigerlich an uns vorbei, invariant, Sekunde für Sekunde wird der aktuelle Moment zur Vergangenheit, ebenso unwiederbringlich wie die Zukunft so lange unerreichbar bleibt, bis sie für die Dauer eines Lidschlags an uns vorbeizieht, nur um sich gleich wieder uneinholbar von uns zu entfernen. Wenn dies auch Ihrem Verständnis unserer Welt entspricht, dann machen Sie sich besser auf etwas gefasst, denn unsere Künstlerin Christiane Fleissner entzieht dieser Wahrnehmung jegliche Grundlage.

Christiane Fleissner
Christiane Fleissner im Atelier

In ihren Arbeiten, auch formal ein Grenzgang zwischen Skulptur und Fotografie, begreift die in München lebende Künstlerin Zeit und Raum als interdependentes Kontinuum, ineinander verwoben, das eine von dem anderen nicht zu trennen. So macht Fleissner die Raumzeit, in der Physik mathematisch beschrieben als vierdimensionaler Minkowski-Raum, ein Konstrukt, das die Vorstellungskraft der meisten von uns vermutlich erheblich übersteigt, in vielschichtigen Überlagerungen sinnlich erlebbar. Verschiedene Zeitebenen verschmelzen zu einer einheitlichen Komposition, Raumstrukturen lösen sich auf, Nähe und Tiefen tauschen je nach Perspektive wie in einem Vexierspiel ihre Rollen. Dabei arbeitet die Künstlerin immer wieder heraus, dass es vermeintlich einfache, basale Strukturen sind, die unseren Lebensraum prägen, sich wiederholende Muster, die unserem Verständnis von der Welt Halt geben könnten, uns in der Komplexität ihres Zusammenspiels aber jegliche Gewissheit über die Relation der Dimensionen nehmen.

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The Crack III (2023) von Christiane Fleissner
»Fotografie – ein Fragment der fotografierten Realität, herausgegriffen aus der Zeit – bestimmt jeden Schritt in meinem Wahrnehmungsprozess.«
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The Game V (2023) von Christiane Fleissner
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Skizze (2018) von Christiane Fleissner
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o.T. (Geitau), 2010, Christiane Fleissner

Lernen Sie die Künstlerin näher kennen: Artist Page von Christiane FleissnerArt.Salon

Dive deeper into the art world

Eveline Stauffer

Nicht weniger als eine neue Ästhetik des Minimalismus präsentiert uns Eveline Stauffer in ihren farbgewaltigen Malereien. Ihre ganz eigene Formsprache geht oft auf Elemente aus der Natur zurück, die sie in ihrem Atelier in der ehemaligen Schalterhalle des Bahnhofs Hindelbank in der Nähe von Bern in zahlreichen Studien und Näherungsversuchen in ihre prägnante Bildsprache überführt.

von Felix Brosius, 10. September 2024
London, Tate Britain

Es war eines der bewegendsten Jahrzehnte in der Geschichte des Vereinigten Königreichs: die 1980er, geprägt von Streiks, Protesten, AIDS. Fotografinnen und Fotografen dokumentierten diese Zeit und wurden durch ihre Bilder zum Teil selbst zu politischen Aktivisten. Die Ausstellung The 80s: Photographing Britain eröffnet am 21. November in der Tate Britain in London.

21. November 2024