Alte Frauen mit Warzen sind Hexen, ein »hässliches« Aussehen zeugt von einem hässlichen Charakter – diese und weitere Vorurteile und Vorstellungen entspringen der Zeit der Renaissance. Grotesken, Satiren und Karikaturen, manchmal ungeschönte, realistische Porträts von Menschen, bildeten den Gegenpol zu mythologischen Themen, in denen sich beide Geschlechter in göttlicher Schönheit präsentieren. Eines der berühmtesten Bilder einer alten Frau, The Ugly Duchess von Quentin Massys (circa 1513), ist das Leitbild einer ungewöhnlichen Ausstellung in der National Gallery in London. The Ugly Duchess: Beauty and Satire in the Renaissance verspricht einen erinnerungswürdigen Besuch und läuft vom 16. März bis zum 11. Juni.
Das Wort Groteske kommt vom italienischen grotta für Höhle. Zu Beginn der Renaissance dominierte das Bild einer nach Schönheit und Perfektion strebenden antiken Kunst, das sich nur teilweise als richtig herausstellen sollte. Die Wiederentdeckung der mittlerweile unterirdisch liegenden Domus Aurea, einem Palast des Kaisers Nero, vervollständigte das Bild: Die Wände waren geschmückt mit dämonischen Fantasiefiguren und furchterregenden Ornamenten. Die Grotesken und der Fund der Laokoon-Gruppe im Jahr 1506, mit verzerrten Gesichtszügen und chaotischer Erscheinung, waren letztlich Auslöser des Barock, der auf die Renaissance folgte.