Hamburger Kunsthalle: Femme Fatale. Blick – Macht – Gender

Mythos »Femme fatale«

Stereotype Frauenbilder gelangen durch den männlichen Blick in die Gesellschaft. So kursiert auch der Mythos der Femme fatale in den Köpfen, schlug sich als Bildtradition nieder. Die Hamburger Kunsthalle nähert sich dem Begriff ab dem 9. Dezember – künstlerisch wie historisch. Aktuelle Perspektiven lässt sie nicht zu kurz kommen.

09. December 2022
John William Waterhouse (1849–1917) Circe offering the cup to Ulysses, 1891 Öl auf Leinwand, 148 cm × 92 cm
© Gallery Oldham
John William Waterhouse (1849–1917), Circe offering the cup to Ulysses, 1891 Öl auf Leinwand, 148 cm × 92 cm

Die Hamburger Kunsthalle blickt ab dem 9. Dezember hinter die Fassade eines stereotyp-männlich geprägten Frauenbildes: Femme Fatale. Blick – Macht – Gender deckt auf, wie sich der Begriff gesellschaftlich manifestiert und geweitet hat. Die Ausstellung nähert sich dem Begriff der Femme fatale künstlerisch wie auch historisch. 

Im 19. Jahrhundert entsprechen biblische oder mythologische Figuren wie die Medusa dem Stereotyp der verhängnisvollen Frau. Um 1900 herum sollen Männer damit begonnen haben, reale Personen mit dem Mythos zu belegen, um die weibliche Sexualität zu dämonisieren: Schauspielerinnen, Tänzerinnen oder Künstlerinnen wie Sarah Bernhardt, Alma Mahler oder Anita Berber passten hervorragend in das Klischee. Erst in den 1960er fing das Bild an zu bröckeln. Feministische Künstlerinnen dekonstruierten die tradierten Blickweisen und Bildtraditionen. Aktuell arbeiten künstlerische Positionen mit expliziten Gegenerzählungen, um den Topos Femme fatale zu brechen. Begriffe wie male gaze avancieren zu geflügelten Worten. 

Kunsthalle erzählt die Geschichte der Femme fatale mit rund 140 Exponaten nach. Sie spannt den Bogen vom Symbolismus, über den Expressionismus und die frühe feministische Avantgarde bis in die Gegenwart, in der queer- und interesektional-feministische Perspektiven wie etwa die von Zandile Tshabalala zu Wort kommen. Edvard Munch findet dabei genauso einen Platz wie Max Liebermann, Maria Lassnig, Gerda Wegener, Ketty La Rocca, und Nan Goldin. Femme Fatale. Blick – Macht – Gender endet am 10. April.Art.Salon

Dive deeper into the art world

London: »Electric Dreams« in der Tate Modern

In einer großen Ausstellung mit über 150 Exponaten beleuchtet die Tate Modern die Anfänge der optischen, kinetischen und digitalen Kunst. Ab dem 28. November sind die Werke zahlreicher namhafter Kunstschaffender in Electric Dreams: Art and Technology Before the Internet in London ausgestellt.

27. November 2024
Till Schermer

Ist unsere Persönlichkeit nur eine Illusion? Die Malereien von Till Schermer eröffnen eine neue Perspektive auf die fragmentarische Psyche des Menschen. In intensiven, mitunter irritierenden Bildern lässt der Künstler die Akteure unserer mentalen Gesellschaft auftreten – vielleicht ein Aufbruch zu einem Abenteuer für den eigenen Verstand.

von Felix Brosius, 26. November 2024