Edward Weston (1886-1958) gilt als einer der einflussreichsten Fotografen des vergangenen Jahrhunderts. Auf mehreren hundert Werken, die zwischen 1934 und 1945 entstanden, lichtete er Charis Wilson (1914-2009) ab, die von 1939 bis 1946 seine Ehefrau war. Das Verhältnis von Model und Fotograf ist ebenso ein Schwerpunkt im Werk von Kelli Connell (*1974) wie Gender- und Identitätsfragen. Sie untersucht Westons Arbeit aus feministischer und queerer Perspektive. Ihre Fotoreihe Pictures for Charis entstand an denselben Orten, an denen auch Weston 80 Jahre zuvor Wilson ablichtete. Als Model diente Connell ihre Partnerin, die Bildhauerin Betty Odom (*1980). Das Cleveland Museum of Art stellt Connells und Westons Arbeiten gegenüber. Die Ausstellung Kelli Connell: Pictures for Charis eröffnet am 26. Januar und schließt am 25. Mai. Der Eintritt ist frei.
Ausgangspunkt für die Fotoreihe waren nicht die berühmten Fotografien Westons, sondern Connells Interesse an Charis Wilson, die in erster Linie Schriftstellerin war. Connell untersucht die Hürden von Frauen zu unterschiedlichen Zeiten, als Künstlerin auf eigenen Beinen zu stehen, und spricht kritisch das Begehren im Verhältnis von Fotografierendem und Abgelichtetem an. Dabei bezieht sie sich sowohl auf Modelle als auch Landschaften. Gleichzeitig präsentiert Connell, die am Columbia College Chicago lehrt, ein für ihr Œuvre völlig neues Werk, in dem sie im Fotobuch erstmals Bild und Text zu einer Erzählung kombiniert. Dabei stützt sie sich auf diverse Texte von Wilson, unter anderem ihrer Autobiographie Through Another Lens: My Life with Edward Weston, die 1998 erschien.