Der Begriff »mass media« tauchte in den 1920er Jahren auf und beschrieb eine Neuheit in der Menschheitsgeschichte, die sich in den vorangegangenen Jahren entwickelt hat und bis heute unsere Kultur bestimmt: Massenmedien um uns herum, auch als »Vierte Gewalt« bezeichnet. Der Erste Weltkrieg ist auch als erster globaler Medienkrieg bekannt. Illustrierte Zeitungen, Poster, Fotografie und das neue aufgekommene Kino mit bewegten Filmbildern boten ungeahnte Propagandamöglichkeiten. Wie Kunstschaffende, oft aus Imagination heraus, das Bild vom Krieg in Darstellungen formten und somit die Basis für die Massenmedien legten, untersucht das Los Angeles County Museum of Art in der Ausstellung Imagined Fronts: The Great War and Global Media. Vom 3. Dezember 2023 bis zum 7. Juli 2024 sind über 200 Exponate in Los Angeles zu sehen.
Besonders die Wochenschauen in Kinos versprachen Objektivität, die aber Propaganda war. In Deutschland etwa durften nur patriotisch gesinnte Produktionsfirmen überhaupt für die Nachrichten an der Front drehen: Nicht nur Schnitt und Zwischentexte manipulierten die Zuschauer – selbst das gedrehte Rohmaterial war bereits massiv in eine bestimmte Richtung gelenkt worden. Die militärische Nachzensur verhinderte zudem vor der Ausstrahlung jegliche Möglichkeiten, beispielsweise versteckte Kritik einzustreuen oder das wahre Leid und Sterben der Soldaten zu zeigen. Auch die miserablen Zustände in Lazaretten blieben geheim. Je länger der Krieg dauerte, desto mehr wurden Filmaufnahmen zur emotionalen Propaganda missbraucht, die das Durchhaltevermögen der Bevölkerung stärken und ein Gefühl vom Sinn des Kriegs vermitteln sollte. Der Erste Weltkrieg geriet in den Köpfen der Menschen zum konstruierten Medienereignis. Als Beispiel dient die Schlacht an der Somme, die nach mehreren Monaten ohne Ergebnis und mit über 1 Millionen getöteten Soldaten abgebrochen, aber von beiden Kriegsparteien als Sieg inszeniert wurde.