
Chaïm Soutines Farbexplosionen
Chaïm Soutine ist einer der außergewöhnlichsten Maler der Moderne, sein Werk dient Dutzenden Künstlern als Inspiration. Das Louisiana Museum of Modern Art im dänischen Humblebæk widmet ihm nun die erste Ausstellung in Nordeuropa. Chaïm Soutine eröffnet am 9. Februar.

Das erste Drittel des 20. Jahrhunderts strotzt nur so von berühmten Künstlerinnen und Künstlern, die neue Wege bestritten und zu den Einflussreichsten überhaupt zählen. Heute allgemein weniger bekannt ist einer der extremsten Expressionisten: Chaïm Soutine, aus dem heutigen Weißrussland, der im Paris der 1920er-Jahre eine steile Karriere hinlegte. Seine intensiven, als verstörend empfundenen Landschaften, Porträts und Stillleben erfreuten damals wie heute viele Sammler. Es sind Bilder, die nicht schmeicheln, harmonisieren, beschönigen, sondern schonungslos die Tragik der menschlichen Existenz aufzeigen – etwa die geistige Behinderung eines schüchtern dasitzenden Jugendlichen oder der körperliche Verfall einer einstmals gefeierten Schauspielerin. Besonders den Abstrakten Expressionisten dienten Soutines Gemälde später als Inspiration. Das Louisiana Museum of Modern Art widmet dem einzigartigen Maler nun seine erste Ausstellung in Nordeuropa: Chaïm Soutine eröffnet am 9. Februar in Humblebæk nahe Kopenhagen. Bis zum 14. Juli sind etwa 70 Werke des Künstlers, die von Museen und Privatsammlern weltweit geliehen wurden, ausgestellt.
Chaïm Soutine (1893-1943) wuchs in einer armen, jüdisch-orthodoxen Familie in der Nähe von Minsk auf. Mit 14 begann er eine Lehre als Fotograf und besuchte in der Freizeit eine private Malschule. Schließlich gelang es ihm, für ein dreijähriges Studium an der Kunstakademie Wilna angenommen zu werden. Nach dem Abschluss 1913 siedelte Soutine nach Paris über, wo er in ärmlichen Verhältnissen lebte. Es dauerte 10 Jahre, bis seine Werke Anklang fanden. Dann hörten die Erfolge nicht mehr auf, es gab sogar mehrere Einzelausstellungen in London, New York und Washington, D. C. Unter der deutschen Besatzung Frankreichs ab 1940 endete Soutines künstlerische Karriere, als Jude musste er sich in kleineren Dörfern verstecken. 1943 starb er während er Magenoperation, er wurde auf dem Friedhof Montparnasse beigesetzt.
Die aktuelle Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, wo sie 2023 zu sehen war, und dem Kunstmuseum Bern, die die Werke ab dem 16. August präsentiert.
