Sie sieht sich nicht als Kriegsfotografin, obwohl der Krieg ihr zentrales Thema ist. Doch es geht An-My Lê nicht um die Dokumentation von Auseinandersetzungen, sondern um den Umgang von Menschen mit Krieg und die ökonomischen und ökologischen Folgen: Sie bezeichnet sich als Landschaftsfotografin, die Zusammenhänge erkennt und verdeutlicht – dabei meint sie sowohl tatsächliche Landschaften als auch Kulturlandschaften. Die Ausstellung An-My Lê: Between Two Rivers/Giữa hai giòng sông/Entre deux rivières des Museum of Modern Art in New York ist eine Besonderheit: als erste stellt sie nicht nur Lês fotografisches Werk – von denen einige erstmals öffentlich gezeigt werden −, sondern auch ihre Video- und Textilarbeiten sowie Skulpturen aus. Zudem wartet das Haus mit einer immersiven Installation auf, die Lê eigens zu diesem Anlass schuf. Die Exponate sind vom 5. November 2023 bis zum 16. März 2024 ausgestellt.
An-My Lê wurde 1960 in Saigon geboren. Nach der sogenannten Befreiung Saigons 1975 und dem daraus folgenden Ende dies Vietnamkriegs zog Lê in die USA, um der neuen kommunistischen Regierung zu entgehen. Heute ist sie Professorin für Fotografie am Bard College in New York und erhielt 2012 die berühmte MacArthur Fellowship. Die aktuelle Ausstellung ist bereits ihre zweite im MoMA nach Small Wars im Jahr 2002, wodurch sie einem breiten Publikum bekannt wurde.