1938 wurde der deutsche Künstler Georg Baselitz in Deutschbaselitz, Sachsen, geboren. Eine Zeit, die ein Aufwachsen im Krieg und somit in »einer zerstörten Ordnung, einer zerstörten Landschaft, einem zerstörten Volk und einer zerstörten Gesellschaft« unumgänglich machte. So beschreibt Baselitz die damaligen Zustände selbst. Er lässt damit leicht nachvollziehen, dass es im Nachhinein betrachtet schon immer sein Anliegen gewesen sein muss, mit seinem Lebenswerk alles in Frage zu stellen und nicht etwa eine neue Ordnung zu schaffen, sondern sich im Gegenteil ganz vom Ordnungsbegriff zu lösen. Dieser Entwicklung sowie der sich daraus ergebenden Komplexität des Künstlerdaseins im Nachkriegsdeutschland geht das Centre Pompidou mit Georg Baselitz – The Retrospective ab dem 20. Oktober 2021 nach.
In chronologischer Reihenfolge können Besucherinnen und Besucher darin Baselitz‘ prägnanteste Schaffensphasen nacherleben und Werke aus insgesamt sechs Jahrzehnten betrachten. Ausgestellt werden mit dem pandämonischen Manifest aus den frühen 1960er Jahren, dem Helden-Zyklus, den Frakturbildern oder seinen auf den Kopf gestellten Motiven aus den 1960er Jahren äußerst charakteristische Werke, die unterstreichen, wie schwer klassifizierbar Baselitz ist: Er bewegt sich zwischen Figuration, Abstraktion und einer konzeptuellen Herangehensweise; wollte Bilder malen, die es noch nicht gibt und Dinge ausgraben, die einst abgelehnt wurden. Interessierte können die spannende Retrospektive bis zum 7. März 2022 besuchen – und sich von Baselitz‘ immer neuen Variationen aus traditionellen Maltechniken, Motiven und ästhetischen Formen überraschen lassen.