In Bacharach am Rhein kamen am 06. Februar 1772 die Zwillinge Gerhard und Karl von Kügelgen zur Welt. Nach der gemeinsamen Gymnasialzeit trennten sich 1789 ihre Wege, bevor sie beide 1791 als Stipendiaten nach Rom gingen, um ihr Studium der Malerei zu vertiefen. Gerhard von Kügelgen hatte sich der Historien- und der Porträtmalerei verschrieben, sein Bruder der Historien- und Landschaftsmalerei. Nach vier Jahren, in denen Gerhard von Kügelgen besonders die Renaissancemalerei studiert hatte, reiste er für Porträtaufträge nach Riga, Reval (heute Tallinn) und schließlich nach St. Petersburg. Dort porträtierte er die Zarenfamilie und den russischen Hofadel. Kügelgens Porträts waren als ungewöhnlich lebensnahe Abbildungen, bei denen auch die Mentalität der Porträtierten erfasst wurde, hoch geschätzt. Der Maler selbst sah darin einen reinen Broterwerb – seine Leidenschaft galt der Historienmalerei.
Nach weiteren Stationen in Rhens und Weimar, wo Kügelgen unter anderem Goethe porträtierte, ließ er sich in Dresden nieder. Hier wurde er zum Professor an der Kunstakademie ernannt und gehörte dem Freundeskreis deutscher Romantiker an. Kügelgen malte seither häufiger biblische anstelle von mythologischen Historien und ließ so humanistische Ideale, aber auch eine Verurteilung der napoleonischen Besatzung deutlich erkennen. Zwischen Kügelgen und Caspar David Friedrich entwickelte sich eine tiefe Freundschaft, in der Kügelgen auch als Friedrichs Lehrer in der Malerei fungierte. An einem Abend 1820 verließ Kügelgen sein Atelier und wurde Opfer eines Raubmordes. Sein Leichnam wurde von seinem Sohn Wilhelm von Kügelgen, später ebenfalls als Porträt- und Historienmaler bekannt, aufgefunden. Im Laufe seines Lebens malte Gerhard von Kügelgen über 100 Historien und über 400 Porträts. Bei vielen seiner Werke ist der Verbleib heute unklar.