Wie kann man den Holocaust darstellen? Mit dieser äußerst komplexen Frage beschäftigte sich Gerhard Richter in seinem Zyklus Birkenau aus dem Jahr 2014. Da galt er schon als bedeutendster zeitgenössischer Künstler, nachdem er diesen Ruf noch weiter festigte. Vier Fotografien aus dem Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau übertrug er auf großformatige Leinwände und übermalte sie mit vielen Farbschichten, bis sie zu abstrakten Bildern wurden. Ein vierteiliger Spiegel, der den Leinwänden gegenüber steht, gehört zum Zyklus, wodurch sich die Betrachtenden »ins Werk« hinein begeben können. Birkenau ist die zentrale Arbeit der Ausstellung Gerhard Richter. 100 Werke für Berlin in der Neuen Nationalgalerie, die viele Aspekte von Richters Œuvre abbildet. Die Präsentation ist ab dem 1. April über drei Jahre hinweg geöffnet.
Die Gerhard Richter Kunststiftung hat der Neuen Nationalgalerie 100 Werke als langfristige Dauerleihgabe überlassen. Auf Leinwand übertragene Fotografien, die übermalt werden, gehören zu Richters Markenzeichen. 60 Arbeiten dieser Art sind Teil der Ausstellung, dazu gesellen sich weitere Einzelstücke wie abstrakte Gemälde aus den letzten Jahren. Richter wurde 1932 in Dresden geboren und machte sich in den 1960ern mit fotorealistischer Malerei sowie 1988 mit dem Zyklus 18. Oktober 1977, auch RAF-Zyklus genannt, einen Namen. Er gilt als einer der weltweit berühmtesten und bedeutendsten zeitgenössischen Künstler.