Essen: Expressionisten am Folkwang. Entdeckt – Verfemt – Gefeiert

100 Jahre Folkwang: Wie der Expressionismus ein Museum formte

Das Museum Folkwang in Essen legt ab dem 20. August den Fokus auf die Expressionisten aus der eigenen Sammlung. Zur Schau stehen 250 Werke zentraler Figuren wie Ernst Ludwig Kirchner und Wassily Kandinsky. Das Museum verbindet eine lange Tradition mit dem Expressionismus und so erzählt es mit Expressionisten am Folkwang seine eigene Geschichte zur Kunstrichtung nach – Anlass ist das hundertjährige Bestehen des Ausstellungshauses. 

19. August 2022
Egon Schiele, Selbstbildnis mit gesenktem Kopf, 1912, Öl auf Holz
AT, Wien, Leopold Museum
Egon Schiele, Selbstbildnis mit gesenktem Kopf, 1912, Öl auf Holz

Begonnen habe alles mit Karl Ernst Osthaus. Er gründete 1902 ein gleichnamiges Museum Folkwang in Hagen. Sechs Jahre später beeindruckte es mit einer Ausstellung der eigenen Sammlung, die sich immer am Puls der Zeit bewegte. Osthaus kaufte sehr früh Arbeiten von Vincent van Gogh, Paul Gauguin, Ferdinand Hodler oder Edvard Munch. Sein reges Interesse an modernen Kunstströmungen bewegte ihn dazu, sich dem Expressionismus zuzuwenden und Vertreter der Gruppen Brücke und Blauer Reiter oder Künstler wie Oskar Kokoschka und Egon Schiele für sich zu gewinnen – das Museum galt als äußerst aufgeschlossen. Parallel übernahm Ernst Gosebruch 1912 die Leitung des städtischen Museums in Essen. Die beiden Museumsdirektoren waren geistig miteinander verbunden: 1921 verstarb Osthaus, das Museum in Essen kaufte seine Sammlung auf und machte 1922 daraus das heutige Museum Folkwang. 

Ab dem 20. August greift das Museum Folkwang mit Expressionisten am Folkwang dieses wie vorformuliert erscheinende Narrativ auf und erzählt außerdem, wie es nach der Gründung weiterging – wie das Haus etwa durch Ernst Ludwig Kirchner prosperierte. Die Ausstellung taucht trotz erwarteten Happy Ends in ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte ein und informiert darüber, wie Nationalsozialisten die expressionistische Kunst zunächst als »entartet« diffamierten, das Museum zerstörten und wie es wieder auferstand. 250 Arbeiten übernehmen die Rolle des Geschichtenerzählers. Wer interessiert ist, kann sich bis zum 8. Januar 2023 in die Historie der expressionistisch geprägten Sammlung hineinbegeben. Art.Salon

Ernst Ludwig Kirchner, Farbentanz I, 1932, Öl auf Leinwand, 100 x 90 cm
Museum Folkwang, Essen
Ernst Ludwig Kirchner, Farbentanz I, 1932, Öl auf Leinwand, 100 x 90 cm

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