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Lovis Corinth
Bacchantenzug
Found at
Lempertz,
Cologne
Evening Sale - Moderne und Zeitgenössische Kunst, Lot 62
1. Dec - 1. Dec 2023
Evening Sale - Moderne und Zeitgenössische Kunst, Lot 62
1. Dec - 1. Dec 2023
Estimate: 175.000 - 250.000 EUR
Price realised: not available
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Description
1896
Öl auf Leinwand. 55,5 x 100 cm. Gerahmt. Unten mittig schwarz signiert 'LOVIS CORINTH'. - In guter, farbfrischer Erhaltung. Kleine Retusche im unteren rechten Bereich.
Im Zuge seines Aufenthalts in Paris und dem Studium an der für Ausländer berühmten Académie Julian lernt Lovis Corinth bei den Salonmalern Tony Robert-Flury und Adolphe William Bouguereau Mitte der 1880er Jahre bedeutende literarische Stoffe in dramatisch komponierte Figurenbilder zu übertragen. Bemerkenswerterweise ist es nicht die Malerei der zeitgenössischen Impressionisten, die Corinth interessiert, vielmehr strebt er nach der offiziellen Anerkennung des traditionsreichen Pariser Salons. Um diese zu erhalten, wendet sich der Maler zu Beginn seiner Karriere biblischen und mythologischen Themen zu. Corinth erarbeitet sich in dieser Zeit ein thematisches Repertoire, mit dem er sich auch in München und später in Berlin immer wieder beschäftigen wird.
Das „Dionysische“ prägt Corinths Malerei der 1890er Jahre maßgeblich. Mit seiner panoramaartigen Darstellung entzückter junger Bacchanten und Mänaden um den älteren Bacchus vermittelt sich in diesem delikaten Gemälde das Substrat dieser wichtigen Werkgruppe. Sicherlich darf der Betrachter hier über gewisse autobiographische Referenzen nachdenken – Corinths eigene Münchner Zeit war von zahlreichen Gelagen und alkoholischen Exzessen geprägt –, doch öffnet sich in diesen Bildern eine komplexe Verhandlung von Geschichte und Gegenwart: „Die Zusammenführung von Kunst und Leben durch Re-Mythisierung ist eine Besonderheit Corinths. […] Es ist jedoch immer auch seine Ironie gegenüber den antiken Mythen zu bedenken, seine Distanz gegenüber der in Wilhelminischer Zeit tonangebenden Graecophilie. Zweifellos will er nicht – wie Rubens mit seinem ‚Trunkenen Silen‘ – in moralisierender Absicht vor übermäßigem Weingenuss und sinnlicher Ausschweifung warnen, sondern
Wie kaum ein Zeitgenosse zelebriert Lovis Corinth die unverstellte, ungezügelte Ekstase. Das hier angebotene Gemälde verbildlicht das Bacchanal als Traum auf dem Höhepunkt des Rausches. Der Begriff des Hedonismus ist im ausgehenden 19. Jahrhundert noch jung, umso prophetischer erscheint uns Corinths Malerei heute.
Galerie Caspari, München; Lindemann, Berlin; Crane Kalman Galleries, London; Kunstantiquariat Winterberg, Heidelberg; Galerie Thomas, München; U. Michael, Bremen; Privatsammlung Süddeutschland; W. Schuller Kunsthandel, Wertheim; Villa Grisebach, Berlin, Auktion 7. Juni 2002, Lot 13; Europäischer Privatbesitz
Öl auf Leinwand. 55,5 x 100 cm. Gerahmt. Unten mittig schwarz signiert 'LOVIS CORINTH'. - In guter, farbfrischer Erhaltung. Kleine Retusche im unteren rechten Bereich.
Im Zuge seines Aufenthalts in Paris und dem Studium an der für Ausländer berühmten Académie Julian lernt Lovis Corinth bei den Salonmalern Tony Robert-Flury und Adolphe William Bouguereau Mitte der 1880er Jahre bedeutende literarische Stoffe in dramatisch komponierte Figurenbilder zu übertragen. Bemerkenswerterweise ist es nicht die Malerei der zeitgenössischen Impressionisten, die Corinth interessiert, vielmehr strebt er nach der offiziellen Anerkennung des traditionsreichen Pariser Salons. Um diese zu erhalten, wendet sich der Maler zu Beginn seiner Karriere biblischen und mythologischen Themen zu. Corinth erarbeitet sich in dieser Zeit ein thematisches Repertoire, mit dem er sich auch in München und später in Berlin immer wieder beschäftigen wird.
Das „Dionysische“ prägt Corinths Malerei der 1890er Jahre maßgeblich. Mit seiner panoramaartigen Darstellung entzückter junger Bacchanten und Mänaden um den älteren Bacchus vermittelt sich in diesem delikaten Gemälde das Substrat dieser wichtigen Werkgruppe. Sicherlich darf der Betrachter hier über gewisse autobiographische Referenzen nachdenken – Corinths eigene Münchner Zeit war von zahlreichen Gelagen und alkoholischen Exzessen geprägt –, doch öffnet sich in diesen Bildern eine komplexe Verhandlung von Geschichte und Gegenwart: „Die Zusammenführung von Kunst und Leben durch Re-Mythisierung ist eine Besonderheit Corinths. […] Es ist jedoch immer auch seine Ironie gegenüber den antiken Mythen zu bedenken, seine Distanz gegenüber der in Wilhelminischer Zeit tonangebenden Graecophilie. Zweifellos will er nicht – wie Rubens mit seinem ‚Trunkenen Silen‘ – in moralisierender Absicht vor übermäßigem Weingenuss und sinnlicher Ausschweifung warnen, sondern
Wie kaum ein Zeitgenosse zelebriert Lovis Corinth die unverstellte, ungezügelte Ekstase. Das hier angebotene Gemälde verbildlicht das Bacchanal als Traum auf dem Höhepunkt des Rausches. Der Begriff des Hedonismus ist im ausgehenden 19. Jahrhundert noch jung, umso prophetischer erscheint uns Corinths Malerei heute.
Galerie Caspari, München; Lindemann, Berlin; Crane Kalman Galleries, London; Kunstantiquariat Winterberg, Heidelberg; Galerie Thomas, München; U. Michael, Bremen; Privatsammlung Süddeutschland; W. Schuller Kunsthandel, Wertheim; Villa Grisebach, Berlin, Auktion 7. Juni 2002, Lot 13; Europäischer Privatbesitz