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Ernst Barlach
Der Singende Mann
Found at
Lempertz,
Cologne
Evening Sale - Moderne und zeitgenössische Kunst, Lot 82
1. Jun - 1. Jun 2022
Evening Sale - Moderne und zeitgenössische Kunst, Lot 82
1. Jun - 1. Jun 2022
Estimate: 60.000 - 80.000 EUR
Price realised: 75.600 EUR
Price realised: 75.600 EUR
Description
1928
Bronzeplastik. Höhe 49,5 cm. Seitlich unten an Fußstütze und Gewandsaum signiert 'E. Barlach' und mit dem Gießerstempel "H. NOACK BERLIN" versehen. Aus einer bei Laur genannten Gesamtauflage von 57 Exemplaren, davon ca. 16 frühe Lebzeitengüsse aus der Edition der Galerie Flechtheim. Posthumer Guss.
Die prachtvolle Plastik "Der singende Mann" ist das wohl berühmteste bildhauerische Werk Ernst Barlachs. Ein inbrünstig singender Jüngling hält mit den Händen sein rechtes Knie umschlungen, das linke Bein liegt angewinkelt auf dem Boden. Die hierdurch hervorgerufene raumgreifende Dreieckskomposition, die Geste des Zurücklehnens und die geschlossenen Augen betonen den zugleich expressiven und kontemplativen Charakter der Bronze. Entspannt in der Haltung und mit fröhlicher, gelöster Mimik steht sie im Gegensatz zu den sonst eher ernsten, statuarisch wirkenden Arbeiten des Bildhauers.
Berthold Brecht, ein scharfer Beobachter seiner Zeit, beschrieb die realistisch-menschliche Qualität des „Singenden Mannes“ 1952 in den „Notizen zur Barlach-Ausstellung“ in West-Berlin: „Der singende Mann, eine Bronze von 1928, singt kühn, in freier Haltung, deutlich arbeitend an seinem Gesang. Er singt allein, hat aber anscheinend Zuhörer. Barlachs Humor will es, dass er ein wenig eitel ist, aber nicht mehr, als sich mit der Ausübung von Kunst verträgt.“ (zit. nach: Der Bildhauer Ernst Barlach. Skulpturen und Plastiken im Ernst Barlach Haus - Stiftung Hermann F. Reemtsma, Hamburg 2007, S. 159).
Nach dem Tod von Barlachs Galeristen Paul Cassirer 1926 übernahm Alfred Flechtheim die Betreuung seines bildhauerischen Werks. Er ermunterte den bis dahin ganz auf den Werkstoff Holz konzentrierten Künstler, vermehrt Bronze für seine bildhauerische Umsetzung einzusetzen. Nach dem Güstrower Ehrenmal von 1927 gehört der „Singende Mann“ zu den ersten Skulpturen, die Barlach mit voller Überzeugung in dem für ihn neuen Material denkt. Dies erklärt auch die große Popularität der Plastik, die schon bald nach Erscheinen der Edition bei Flechtheim vergriffen war, nach dem Krieg neu aufgelegt wurde und heute zu den gesuchtesten Plastiken des deutschen Expressionismus zählt.
Wohl bei Roman Norbert Ketterer, Campione d'Italia, erworben (1972); Sammlung Wilhelm Reinold, Hamburg, seitdem Familienbesitz Rheinland
Bronzeplastik. Höhe 49,5 cm. Seitlich unten an Fußstütze und Gewandsaum signiert 'E. Barlach' und mit dem Gießerstempel "H. NOACK BERLIN" versehen. Aus einer bei Laur genannten Gesamtauflage von 57 Exemplaren, davon ca. 16 frühe Lebzeitengüsse aus der Edition der Galerie Flechtheim. Posthumer Guss.
Die prachtvolle Plastik "Der singende Mann" ist das wohl berühmteste bildhauerische Werk Ernst Barlachs. Ein inbrünstig singender Jüngling hält mit den Händen sein rechtes Knie umschlungen, das linke Bein liegt angewinkelt auf dem Boden. Die hierdurch hervorgerufene raumgreifende Dreieckskomposition, die Geste des Zurücklehnens und die geschlossenen Augen betonen den zugleich expressiven und kontemplativen Charakter der Bronze. Entspannt in der Haltung und mit fröhlicher, gelöster Mimik steht sie im Gegensatz zu den sonst eher ernsten, statuarisch wirkenden Arbeiten des Bildhauers.
Berthold Brecht, ein scharfer Beobachter seiner Zeit, beschrieb die realistisch-menschliche Qualität des „Singenden Mannes“ 1952 in den „Notizen zur Barlach-Ausstellung“ in West-Berlin: „Der singende Mann, eine Bronze von 1928, singt kühn, in freier Haltung, deutlich arbeitend an seinem Gesang. Er singt allein, hat aber anscheinend Zuhörer. Barlachs Humor will es, dass er ein wenig eitel ist, aber nicht mehr, als sich mit der Ausübung von Kunst verträgt.“ (zit. nach: Der Bildhauer Ernst Barlach. Skulpturen und Plastiken im Ernst Barlach Haus - Stiftung Hermann F. Reemtsma, Hamburg 2007, S. 159).
Nach dem Tod von Barlachs Galeristen Paul Cassirer 1926 übernahm Alfred Flechtheim die Betreuung seines bildhauerischen Werks. Er ermunterte den bis dahin ganz auf den Werkstoff Holz konzentrierten Künstler, vermehrt Bronze für seine bildhauerische Umsetzung einzusetzen. Nach dem Güstrower Ehrenmal von 1927 gehört der „Singende Mann“ zu den ersten Skulpturen, die Barlach mit voller Überzeugung in dem für ihn neuen Material denkt. Dies erklärt auch die große Popularität der Plastik, die schon bald nach Erscheinen der Edition bei Flechtheim vergriffen war, nach dem Krieg neu aufgelegt wurde und heute zu den gesuchtesten Plastiken des deutschen Expressionismus zählt.
Wohl bei Roman Norbert Ketterer, Campione d'Italia, erworben (1972); Sammlung Wilhelm Reinold, Hamburg, seitdem Familienbesitz Rheinland
Auction result well in line with expectations
The work Der Singende Mann by Ernst Barlach was sold in the Evening Sale - Moderne und zeitgenössische Kunst auction at Lempertz in Cologne in June last year. It changed hands for a price of EUR 75,600.00 achieving a result in the upper range of the estimate price range of EUR 60,000.00 – 80,000.00. Of course, this price has nothing to do with the top prices that other works by Ernst Barlach achieve. The highest price we have observed so far was reached by the work Weinende Frau in May 2012 with an auction result of USD 938,500.00 (€ 759,058.56).
Auktionsergebnis im Rahmen der Erwartungen
Die Arbeit Der Singende Mann von Ernst Barlach wurde im Juni letzten Jahres in der Auktion Evening Sale - Moderne und zeitgenössische Kunst bei Lempertz in Köln versteigert. Dabei wechselte sie für einen Preis von EUR 75.600,00 den Besitzer und erzielte damit ein Ergebnis im oberen Bereich der Schätzpreisspanne von EUR 60.000,00 – 80.000,00. Dieser Preis hat freilich nichts mit den Spitzenpreisen zu tun, die andere Arbeiten von Ernst Barlach erzielen. Den höchsten von uns bisher beobachteten Preis erreichte die Arbeit Weinende Frau im Mai 2012 mit einem Auktionsergebnis von USD 938.500,00 (€ 759.058,56).