Der US-amerikanische Maler Kehinde Wiley (*1977) ist vor allem für seine Porträts bekannt, die Schwarze Menschen in einer traditionellen Umgebung altmeisterlicher Gemälde zeigen. Die National Gallery in London widmet ihm ab dem 10. Dezember eine Ausstellung mit dem Titel Kehinde Wiley at the National Gallery. The Prelude. Anders als bei seinen sonstigen Arbeiten verlagert der Künstler seinen Schwerpunkt in dieser Werkschau von einer europäischen Tradition der großmeisterlichen Porträtmalerei hin zu einer anderen - der Landschaftsmalerei. Mit neuen Kunstwerken, darunter Filme und Gemälde, untersucht Wiley die europäische Romantik und ihre Konzentration auf monumentale Meeres- und Gebirgslandschaften. Er setzt seine Arbeiten in Bezug zur Sammlung der National Gallery von historischen Landschaften und Seestücken von William Turner, Claude Gellée, Claude-Joseph Vernet und Caspar David Friedrich. Besucherinnen und Besucher haben bis zum 18. April 2022 die Gelegenheit, zu sehen, wie Wiley auf Alte Meister zurückblickt, um neue Verbindungen zu schaffen.
Der 1977 in Los Angeles geborene Kehinde Wiley erlangte am San Francisco Art Institute einen Bachelor of Fine Arts, dem ein Masterabschluss im selben Fach an der Yale University folgte. Seine Arbeiten zeichnen sich durch großflächige Malereien aus, auf denen er afroamerikanische Personen aus verschiedenen ethnischen und sozialen Schichten im klassischen Stil der Alten Meister abbildet. Auf diese Weise wirft er in seinen Werken Fragen zu Macht, Privilegien und Identität auf und verdeutlicht vor allem die Abwesenheit bzw. den Mangel an Schwarzen Figuren in der europäischen Kunst. Einen großen Bekanntheitsgrad erlangte Wiley im Jahr 2017, als er den Auftrag erhielt, Barack Obama zu malen und damit der erste Schwarze Künstler wurde, der ein offizielles Porträt eines Präsidenten der Vereinigten Staaten anfertigte.