Lenbachhaus München: Natascha Sadr Haghighian

Jetzt wo ich dich hören kann, tun meine Augen weh

Mit überraschenden installativen Arbeiten lässt sie ihre Ideen in die Kunstwelt einsickern: Natascha Sadr Haghighian setzt auf Kollektivität, verhandelt den Gemeinschaftsbegriff neu. Das Lenbachhaus in München zeigt ab dem 23. Mai, wie ihr eine Trillerpfeife dabei hilft.

23. May 2023
Natascha Sadr Haghighian / Natascha Süder Happelmann, Natascha Süder Happelmann und Heiko Maas, Deutscher Pavillon /Natascha Süder Happelmann and former Foreign Minister Heiko Maas during the opening of the German Pavilion, 58. Biennale von Venedig / 58th Venice Biennial, 2019
© Xander Heinl
Natascha Sadr Haghighian / Natascha Süder Happelmann, Natascha Süder Happelmann und Heiko Maas, Deutscher Pavillon /Natascha Süder Happelmann and former Foreign Minister Heiko Maas during the opening of the German Pavilion, 58. Biennale von Venedig / 58th Venice Biennial, 2019

2019 überraschte sie als »Natascha Süder Happelmann« mit einem Stein aus Pappmaché auf dem Kopf, Ton in Ton mit ihrem grauen Anzug. Natascha Sadr Haghighian gestaltete den deutschen Pavillon auf der 58. Biennale von Venedig. Mit ihrem Pseudonym »Süder Happelmann« greift sie gängige Falschschreibungen oder Autokorrekturen ihres iranischen Namens auf – und beweist allein damit, wie sie repräsentative Rollen humorvoll unterwandert. Sie nutzt ihre (oft kollaborativen) Werke, um den Gemeinschaftsbegriff neu zu verhandeln und dazu aufzufordern, Migration als Teil des Daseins zu verstehen. Haghighians größtenteils installativen Werken wendet sich das Lenbachhaus in München ab dem 23. Mai zu. 

Bei der Soloausstellung Jetzt wo ich dich hören kann tun meine Augen weh (Tumult) steht ganz programmatisch die Trillerpfeife im Zentrum. Ein Instrument, das sich trotz seines aufmerksamkeitsheischenden, schrillenden Klanges nie klar positioniert: Sowohl von Autoritäten als auch dagegen kommt sie zum Einsatz. Der Titel der Ausstellung leitet sich vom großformatigen Banner ab, das dem verstorbenen Aktivisten Hassan Numan gewidmet ist. Numan setzte die Trillerpfeife im Kampf gegen die Abschiebung ein. An vier Abenden zeigt das Lenbachhaus im Garten außerdem das Projekt The Broken Pitcher – eine Videoinstallation, die die Zwangsvollstreckung eines Einfamilienhauses zu Zeiten der Wirtschaftskrise 2012 in Zypern behandelt. Das Projekt stammt aus einer Zusammenarbeit von Natascha Sadr Haghighian, Marina Christodoulidou und Peter Eramian. Die Ausstellung endet am 8. Oktober. Art.Salon

Natascha Sadr Haghighian Pssst Leopard 2A7+, 2013–heute Ausstellungsansicht / Installation Shot ACCENTISMS, Taxispalais Kunsthalle Tirol, 2017
Courtesy die Künstlerin / Foto: Günter Kresser
Natascha Sadr Haghighian, Pssst Leopard 2A7+, 2013–heute, Ausstellungsansicht, ACCENTISMS, Taxispalais Kunsthalle Tirol, 2017

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