»Maskulin? Feminin? Es kommt auf die Situation an. Neuter ist das einzige Geschlecht, das immer zu mir passt«, so beschrieb sich Claude Cahun in ihrer Autobiografie selbst. Die als Lucy Schwob geborene Französin war damit zu Anfang des 20. Jahrhunderts ein außergewöhnliches künstlerisches und gesellschaftliches Phänomen. Sie widmete ihr Leben der Freiheit des Denkens und der Emanzipation des Individuums – und war ihrer Zeit weit voraus. Mit Anfang 20 nahm Schwob 1917 das Pseudonym Claude Cahun an, ab 1920 trug sie eine Glatze. Sie pflegte den Umgang mit Surrealisten um André Breton, ihre Fotografien und Collagen werden dieser Richtung zugerechnet. Cahun spielte zudem in surrealistischen Theaterstücken mit und unterhielt einen eigenen Künstlersalon. Vom 13. Januar bis zum 17. März bietet sich in Nottingham die Möglichkeit, tiefer in ihr Werk einzutauchen: Claude Cahun: Beneath This Mask wurde von Lakeside Arts, dem Kunstprogramm der University of Nottingham, organisiert. Am 7. Februar findet ab 13 Uhr ein Talk mit weiteren Hintergrundinformationen über das Leben der Künstlerin statt.
Claude Cahun (1894-1954) stammte aus einer Intellektuellenfamilie und erhielt eine für eine Frau selten gesehene hohe Ausbildung. Sie bekämpfte zeitlebens Kommunismus und Faschismus. Mit ihrer Lebensgefährtin Suzanne Malherbe, die das Pseudonym Marcel Moore angenommen hatte, floh Cahun im Jahr 1937 vor den Nationalsozialisten auf die Insel Jersey im Ärmelkanal. Schließlich wurden beide gefangen genommen und 1944 zum Tode verurteilt. Ein Jahr später erfolgte die Begnadigung infolge der Befreiung durch die Aliierten, doch ein Großteil von Cahuns künstlerischer Arbeit war in der Zwischenzeit von der Gestapo vernichtet worden. Heute sind die wenigen Selbstporträts, die noch erhalten sind, deutlich bekannter als sie es in der Nachkriegszeit noch waren.