Erwartbare Überraschung: die Gewinnerinnen der Goldenen Löwen

Mit den Goldenen Löwen wird 2022 die oft übersehene historische Bedeutung Schwarzer Frauen geehrt. Die US-Amerikanerin Simone Leigh (*1967) gewinnt den Preis als beste Künstlerin in der Hauptausstellung The Milk of Dreams, die Britin Sonia Boyce (*1960) für den besten Pavillon. Die Gewinnerinnen selbst haben einen afroamerikanischen beziehungsweise afrokaribischen Hintergrund und auch ihr Werk setzt sich mit der Geschichte Schwarzer Frauen auseinander.

Leighs formal reduzierte Skulpturen greifen die präkoloniale Kunstgeschichte auf und heben ihre Stärke und Integrität hervor. Den Löwen gewinnt Leigh für ihre fast fünf Meter hohe Bronzebüste einer Schwarzen Frau mit dem Titel Brick House. Boye verwandelte den britischen Pavillon in eine strahlende Disco. Auf mehreren Bildschirmen sind fünf Schwarze Sängerinnen bei A-Capella-Improvisationen zu sehen und zu hören. Das gemeinschaftliche kreative Arbeiten ging dabei über den Starkult, der in der kommerziellen Musikwelt so vorherrschend ist.

Nicht zu vergessen sind der Silberne Löwe für das beste Nachwuchstalent und die lobenden Erwähnungen: Der Libanese Ali Cherri kann sich über den Silbernen Löwen freuen, Lynn Hershman Leeson und Shuvinai Ashoona über ihre Erwähnungen in der Hauptausstellung. Unter den gelobten Pavillons befanden sich Frankreich und Uganda, das zum ersten Mal an der Biennale teilnahm. Der französische Pavillon galt zuvor als einer der Favoriten für den Preis.