Noch nie zuvor stad der Maler Pesellino im Zentrum einer Ausstellung. Dies ändert die National Gallery in London nun zu Recht: Pesellino war in der Frührenaissance in Florenz tätig und übte Einfluss auf die Kunstrichtung und nachfolgende Künstler wie Andrea del Verrocchio. Pesellino, der eigentlich Francesco di Stefano hieß, lebte von etwa 1422 bis 1457. Sein kurzes Leben und demzufolge recht kleines Œuvre trug sicherlich dazu bei, dass er von der Kunstgeschichte bisher vernachlässigt wurde. Der Maler arbeitete äußerst erfolgreich in Florenz, einem Zentrum der aufkommenden Renaissance. Er malte vor allem kleinformatige Gemälde mit außergewöhnlichen technischen Fähigkeiten und erwies sich als geschickter Geschichtenerzähler. Besonders gefragt waren seine Bemalung von Brauttruhen (cassoni), dem wichtigsten Möbelstück in aristokratischen Haushalten. Sie wurden Bräuten bei der Hochzeit überreicht und dienten zur Aufbewahrung ihrer persönlichen Gegenstände. Die Ausstellung Pesellino: A Renaissance Master Revealed der National Gallery in London läuft vom 7. Dezember 2023 bis zum 10. März 2024 und stellt einen bisher übersehenen Meister der Renaissance gebührend vor.
Pesellino erhielt nach dem frühen Tod seines Vaters Stefano di Francesco im Jahr 1427 seine malerische Ausbildung vermutlich von seinem Großvater Giuliano Pesello (ca. 1367-1446). So kam er auch zu seinem Spitznamen, einem Diminutiv von Pesello. Das einzig erhaltene Werk, das durch Dokumente sicher Pesellino zugeordnet werden kann, ist ein Altargemälde der Dreieinigkeit, das er für die Stadt Pistoia nahe Florenz anfertigte und welches sich heute im Besitz der National Gallery in London befindet. Ein weiteres bekanntes befand sich in der Gemäldegalerie in Berlin und wurde 1945 zerstört. Außerdem besitzt die Hermitage in St. Petersburg sechs ganzseitige Buchillustrationen von Pesellino. In den Vite des Giorgio Vasari sind weitere Gemälde beschrieben, die heute jedoch alle verloren sind. Sie hingen zum Teil im berühmten Palazzo Medici in Florenz.