Ein Pionier der sachlichen Präzision
Mit seinen monumentalen fotorealistischen Gemälden und Holzschnitten etablierte sich Franz Gertsch als wichtiger Künstler des 20. Jahrhunderts. Ab dem 13. Dezember zeigen die Deichtorhallen in Hamburg mit Franz Gertsch. Blow up. Eine Retrospektive eine umfassende Übersicht seines Schaffens.
Monumentaler Fotorealismus war sein Markenzeichen: Der Schweizer Franz Gertsch (1930-2022) gelangte mit seinen überdimensionierten Holzschnitten und teilweise bis zu sechs Meter hohen Gemälden zu Weltruhm. Mit handwerklicher Perfektion – er arbeitete im Schnitt 12 bis 18 Monate an einem Werk – und Bildausschnitten, die wie persönliche Beobachtungen wirken, sowie einer gelegentlichen Mischung aus Abstraktion und Figuration gelang Gertsch ein neuer Zugang zum Hyperrealismus, der sich von anderen Positionen unterschied. Als Bildträger fungierte oft ungrundierte Baumwolle, die Gertsch mit Acrylfarben und in späten Jahren mit Eitempera bemalte. Zwischen 1986 und 1994 widmete er sich, inspiriert von einer Reise nach Japan, ausschließlich Holzschnitten. Gertsch entwickelte eine neue Technik für den Holzschnitt: Mit unzähligen »Lichtpunkten« anstelle von ins Holz geritzten Linien erhielten seine Motive eine für das Medium neuartige Dreidimensionalität. Die Arbeit an den Holzschnitten beeinflusste auch seine Malerei: nach 1995 fertigte er vor allem Naturansichten an. Eine repräsentative Auswahl von Gertschs Kunstwerken aus über 60 Jahren Schaffenszeit ist in der Ausstellung Franz Gertsch. Blow up. Eine Retrospektive in den Deichtorhallten in Hamburg zu sehen. Die Retrospektive läuft vom 13. Dezember 2024 bis zum 04. Mai 2025.
Gertsch, der zu Beginn seiner Karriere der romantischen Malerei und Pop-Art-Collagen zugewandt war, widmete sich ab 1969 dem Hyperrealismus. Das oben gezeigte Huaa…! leitete diese Wende ein. In den 1980ern fertigte er großformatige hyperrealistische Holzschnitte, von denen eine einzigartige Sogwirkung ausgeht. Gertsch gilt heute als einer der berühmtesten Schweizer Maler. Er nahm insgesamt dreimal, zuletzt 2003, an der Biennale in Venedig teil und gewann 1997 den renommierten Kaiserring, den Kunstpreis der Stadt Goslar. Mehrfach verewigte Gertsch in seinen Werken den Schweizer Maler Luciano Castelli (*1951).
Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Franz Gertsch Museum in Burgdorf und dem dänischen Louisiana Museum of Modern Art in Humblebæk, wo sie von Juni bis November 2024 zu sehen war. Es war die erste Retrospektive Gertschs in Skandinavien. Die Hamburger Version der Schau wurde um 20 Werke des Künstlers aus verschiedenen Schaffensphasen erweitert.