
Ein Geometrie-Jongleur
Hard Edge – eine spezielle Richtung aus der Mitte des 20. Jahrhunderts, eine Zeit in, der die abstrakte Kunst florierte und ständig neue Strömungen hervorbrachte. Einer, der das Genre entscheidend prägte, war Ellsworth Kelly. Heute wäre er 100 Jahre alt geworden. Der Art.Salon gedenkt dem Geometrie-Jongleur.

Ein Meister der Farbfeldmalerei und des Hard Edge: Ellsworth Kelly beherrschte die geometrische Form par excellence. Als Zeitgenosse von Alexander Calder, Jean Arp und Robert Indiana gelang es ihm, ein neues Genre im noch jungen Feld voller Abstrakter-Kunst-Sprösslinge mit aufzuziehen. Seine Meilensteine: Cité (1951, San Francisco Museum of Art), Colors for a large Wall (1951, MoMA) oder Blue Green Red (1963, Met Museum) – Formen und Farben wirken ob ihres Formats eindringlich. Heute betrachten viele junge Menschen seine Bilder vermutlich mit einer Selbstverständlichkeit, ohne ihren Ursprung zu kennen – sie erscheinen vertraut. Ihr Urheber, Ellsworth Kelly, wäre heute 100 Jahre alt geworden.
Kelly wurde 1923 in Newburgh im US-Bundesstaat New York geboren. Er studierte während des Zweiten Weltkrieges am Pratt Institute in New York City, bis er 1943 bei der Schlacht um die Bretagne als Soldat diente. Nach Kriegsende ging es für ihn weiter an die School of The Museum of Fine Arts in Boston, anschließend an die École nationale supérieure des beaux-arts in Paris. Während seiner Zeit in Frankreich unterrichtete er auch an der American School und lernte einflussreiche Zeitgenossen kennen. 1954, zurück in den USA, ging es für Kelly steil bergauf; er bezog ein Atelier in direkter Nachbarschaft zu Robert Indiana, Agnes Martin, and James Rosenquist, feierte erste Einzelausstellungen, war 1964 sogar Teil der documenta III.
In den folgenden Jahrzehnten erhielt er Auszeichnungen wie etwa den Preis der Malerei des Art Institute of Chicago (1974) oder wurde Mitglied des National Institute of Arts and Letters (1974). Im hohen Alter organisierte er noch als Kurator Ausstellungen von Henri-Matisse-Zeichnungen (2014, Mount Holyoke College Art Museum, Massachusetts) und von seinen Werken im Dialog mit denen von Monet (2015, Clark Art Institute, Massachusetts). 2015 starb der 92-jährige Kelly in Spencertown, New York.
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Die Architektur der Farbe
Geheimnisvolle Gespenster
In den Arbeiten von Fabian Eichstaedt scheint nichts festgelegt – und doch wirkt alles genau gesetzt. Seine markanten Werke in strengem Schwarz-Weiß entstehen rein aus der Geste, ohne Vorlage oder Motiv, scheinen aber dennoch voller Bedeutung. Freie Kompositionen mit einem verborgenen Prinzip, ein Spielfeld aus Energie und Struktur, das erkundet werden will.